Arbeit

Für manche von uns KulturproduzentInnen käme es gar nicht in Frage, auf Dauer einen festen Job in einer Institution haben zu wollen, höchstens für ein paar Jahre. Dann müsste es wieder etwas anderes sein. Denn ging es bisher nicht immer wieder auch darum, sich nicht auf eine Sache festlegen zu müssen, nicht auf eine klassische Berufsbezeichnung, mit der ganz viel ausgeblendet wird; sich nicht einkaufen zu lassen und dadurch viele leidenschaftliche Beschäftigungen aufgeben zu müssen? War es nicht wichtig, sich nicht den Zwängen einer Institution anzupassen, um die Zeit und Energie zu behalten, die kreativen und eventuell politischen Projekte machen zu können, an denen das eigene Herzblut hängt?
Mit dem Entstehen der Kulturindustrie verwandelte sich die Virtuosität in Massenarbeit. Zu jenem Zeitpunkt haben die VirtuosInnen begonnen, die Stechkarte zu benützen. In der Tat stellt die Tätigkeit ohne Werk, also das Kommunizieren, das in sich selbst seine Erfüllung findet, in der Kulturindustrie ein prägendes, zentrales, ja notwendiges Element dar.
Einer eher konservativen Auffassung von Berufen und Berufungen zufolge sind für jeden Beruf bestimmte Talente nötig. KünstlerInnen etwa sollten kreativ sein, WissenschaftlerInnen einen analytischen Verstand besitzen und PolitikerInnen Überzeugungskraft und rhetorische Begabung. Auch bestimmte Charaktereigenschaften sollten der Berufswahl entsprechen - Freude am Schaffen von Neuem, Wissensdrang, Interesse an der Entwicklung einer Gesellschaft etwa in einer positiven Sichtweise.
"Wer arbeiten kann, aber nicht will, der kann nicht mit Solidarität rechnen... Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft." Das sagte Anfang April, dem Monat, der dem 1. Mai vorausgeht, Gerhard Schröder der Bildzeitung für die Ausgabe eines Freitags, der Tag, der dem Wochenende vorausgeht.
"Männer bekommen Migräne, Stimmungswechsel, Hormonausschlag, Bulimie." (Format) "Boys grow up in a world of far fewer certainties than their dads enjoyed." (The Face) Welcherart schlampige Verhältnisse machen hier Schluss mit männlicher Gemütlichkeit?