Gabriele Gerbasits im Abschiedsinterview über 30 Jahre freie Szene
Gabriele Gerbasits war nicht die erste Geschäftsführerin der IG Kultur, aber bei weitem die längsdienende. Sie kam als Insiderin vom Ministerium, war in den 90er Jahren dabei, als Kulturinitiativen zum ersten Mal von der Politik (auch als förderwürdig) wahrgenommen wurden, hat Schwarzblau und dann wieder Türkisblau erlebt und dazwischen eine lange Zeit der großen Koalition. Sie hat die IG professionalisiert, internationalisiert, ins digitale Zeitalter gebrach. Sie hat es geschafft, die erste große Kampagne aufzustellen und auch, dass dafür alle Landesorganisationen erstmals kräftig an einem Strang ziehen. Sie verabschiedete sich kurz vor ihrem Ruhestand wieder in Richtung Ministerium. Ein Abschiedsinterview nach fast 25 Jahren für die IG Kultur und die freie Kulturarbeit in Österreich.
Patrick Kwasi: Ich beginne gerne mit banalen Fragen: Was für einen Kulturbegriff verwendest du?
Gabriele Gerbasits: Das ist doch nicht banal! Das ist die schwierigste Frage überhaupt. Wir können jetzt gerne von einem weiten Kulturbegriff plappern, wenn du magst.
Kwasi: Was für ein Wort verwendest du für die Art von Kultur, die wir betreiben?
Gerbasits: Soziokultur, beziehungsweise Subkultur. Das Wort ist schon völlig aus der Mode geraten. Das kann natürlich nur bestehen, wenn es auch Hochkultur gibt. Das zu definieren wäre vom künstlerischen Inhalt ausgehend zwar schwierig, allerdings von den Arbeitsformen her leichter: Alles was dem Staat zur Repräsentation dient und entsprechend finanziert wird und alles, wo bereits in der Ausbildung Exzellenz zählt, kann man zur Hochkultur zählen. Das wären beispielsweise Abgrenzungsmöglichkeiten.
Unser Bereich ist aus einem Mangel heraus entstanden. In den 70er Jahren gab es nicht so viel, wo man hingehen konnte. Das galt wohl für den ganzen deutschsprachigen Raum. In Wien waren vielleicht zwei Lokale, in die man gehen konnte, in denen die ersten musikalischen Gehversuche außerhalb Amerikas auf österreichischem Boden stattgefunden haben, bei denen es sich nicht um volkstümliche Musik handelte. Dann kam es zu einem großen Festival in der alten Arena, noch im großen Schlachthof. Dort hat sich stark manifestiert, dass es dafür ein Publikum gibt, aber auch, dass es vor Ort die Menschen gibt, die ihnen das auch bieten können.
Als das Festival vorbei war und es hieß, der Schlachthof würde abgerissen, haben sich die Leute zusammengetan und dafür gekämpft, dass so etwas existieren kann und den Ort besetzt — den haben sie dann zwar nicht bekommen, aber einen anderen Ort, an dem die Arena nun immer noch steht.
Man kann auch die Arbeitsweise umreißen: Das kulturelle Feld, in dem wir arbeiten, bezieht das Publikum stark mit ein, spielt mit dem Publikum und den Resonanzen daraus. Dennoch gibt es innerhalb der Kultur, für die wir stehen, auch einfache Veranstaltungen, wie man sie kennt, Kinofilme, Theater, etc., bei denen es nicht zwingend um Partizipation geht. Es gibt einen sehr großen Bereich, der in das Soziokulturelle hineinspielt. Wenn es Kinos sind, sind es beispielsweise Programmkinos, die versuchen, Dinge jenseits des Mainstreams zu zeigen oder es mit Kinofrühstücken verbinden, wo es mehr um das Publikum geht. Da sind wir wieder bei Formen, die sich stärker zum Publikum neigen. Das kann die Oper allerdings auch für sich beanspruchen.
Kwasi: War die Anfangszeit allgemein stark von der Hausbesetzungsszene geprägt?
Gerbasits: Die Anfangszeit war stark davon geprägt, weil es die Räume nicht gab und man sie sich erkämpfen musste. Im öffentlichen Raum war nicht sehr viel möglich. In einem Land, in dem es Winter gibt, kommst du ohne Raum ohnehin nicht sehr weit. Die Arena ist ein wenig der Casus Belli für die Szene in Österreich.
Kwasi: Wie waren deine ersten Kontakte mit der Szene?
Gerbasits: Die sind durch meinen Job im Ministerium entstanden. Ich habe in einer Förderstelle für Literatur gearbeitet, da war der Kontakt mit Literaturhäusern, literarischen Einrichtungen, auch die Alte Schmiede, sehr spannend. Ich hatte aber selbst noch keinen Kontakt zum WUK oder zu anderen Häusern. Dann gab es 1991 den parlamentarischen Beschluss, dass eine Förderschiene für spartenübergreifende Projekte und Kulturinitiativen eingerichtet werden sollte. Ich habe Rolf Schwendters Bücher zu Subkultur gelesen und mich für die Abteilung beworben. Durch die ganzen Einreichungen, die ich dort gesehen habe, habe ich einen guten Überblick darüber gekriegt, was dort für tolle Arbeit geleistet wird.
Kwasi: Wie hast du in deiner Anfangszeit die Szene wahrgenommen?
Gerbasits: Als sehr unterdotiert, sehr unverstanden, obwohl der Beirat schon aus Leuten aus der Szene bestanden hat, die aber zu wenig vernetzt waren und zu wenig über die Arbeit der jeweils anderen wussten; Aber auch als Bereich, der sehr viel Neuland betreten hat. Wenn es sehr experimentell war, war es schwierig, es dem Beirat und dem Ministerium zu vermitteln. Es war auch noch stark von Häusern dominiert, von Vereinen, die ein Lokal, ein Haus hatten. Nur über die Schiene der spartenübergreifenden Projekte konnten sich Initiativen auch ohne fixen Raum formen, um über längere Zeit zusammenzuarbeiten.
Kwasi: Wie hat sich die Szene über die Jahrzehnte verändert?
Gerbasits: Die Szene hat sich sehr stark professionalisiert, teilweise auch internationalisiert. Das ist für manche gar nicht wichtig, für viele aber sehr wichtig. Schon anfangs gab es einige Wenige, die sich am internationalen Markt sehr gut vernetzt und tolle Leute hergeholt haben. Das hat sich etwas verbreitert.
Die ersten Themen waren natürlich die Räume: Wie komme ich zu einem Raum, wie zu einer PA, wie kann ich renovieren, wie Leute anstellen, geht das alles mit einer Vereinsstruktur überhaupt zusammen, wie komme ich an Geld? In diesen Fragen gab es damals noch wenig Erfahrung. Damit kam ein wenig die Internationalisierung, also die Frage, wie man die Gigs hierher bekommt.
Mit der Zeit kamen auch neue Themen, Migration, Frauenfragen, etc. Dann kam die ganze Digitalisierung, wir sprechen ja noch von einer Zeit, die davor lag. Die ganze Medienkunst hat ihre Pioniere hier gefunden. Nicht zuletzt waren in der Flüchtlingskrise viele Initiativen sehr aktiv. Und es kommen auch immer wieder neue Themen auf, wie Ausbildungsfragen, oder beispielsweise im WUK, das Thema, wie soziale Fragen eingebunden werden können. Die Frage, ob ein Kindergarten oder eine Schule etwas für ein kulturelles Zentrum sein kann, ist hier abgeschlossen, aber die Gesellschaft spült auch hier immer wieder neue Fragen auf.
Es gab auch immer ein gewisses Pionierdenken für neue Fragen. Das ist noch heute so, hat sich kaum verändert.
Kwasi: Ich frage mich aber, ob man die Friday for Future Bewegung, die so eine breite und junge Bewegung war, ein wenig verschlafen hat, die ja zu großen Teilen am Kulturbereich vorbeigegangen ist.
Gerbasits: Ich weiß nicht, ob man es verschlafen hat, weil es hat ja funktioniert. Wie weit muss es denn in den Kulturbereich? Unsere Jugend war wohl dort auch dabei. Hat es so nicht auch ganz toll funktioniert? Dann haben wir vielleicht auch diverse Gewerkschaftsbewegungen verschlafen. Es gibt in den Zentren Veranstaltungen zu dem Thema, im WUK wird beispielsweise schon sehr lange auch zum Thema Umwelt gearbeitet.
Kwasi: Wie bist du dann zur IG Kultur gekommen?
Gerbasits: Nachdem ich in der Abteilung für Kulturinitiativen des Ministeriums gearbeitet habe und die Haltung, die dort vorherrschte - jetzt Leute kommen, die nur als lästige Antragsstellende empfunden werden - extrem problematisch gefunden, habe ich selbst in den Sektor zu einer Medieninitiative gewechselt und mich anschließend bei der IG Kultur beworben. Ich fand die IG Kultur sehr spannend, weil ich in erster Linie politisch arbeiten wolle.
Kwasi: In welchem Zustand war der Laden da?
Gerbasits: Andrea Humer hatte die IG Kultur gerade von Salzburg nach Wien übersiedelt. Es gab schon Professionalisierungsschübe, man war bereits relativ gut vernetzt, hatte die richten Tools, eine regelmäßige Mitgliederinfo und so weiter. Die Mitglieder wurden bereits gut erreicht. Damals hat man Briefe noch geschrieben, kopiert und verschickt. Ein paar politische Themen waren schon am Laufen.
Den Unterschied, den ich noch hineinbringen konnte, war eine politische Priorisierung an Themen: Themen, die man demnächst bespielen kann, Themen, die warten können und jene, die man leider gerade nicht berücksichtigen kann, weil man die Ressourcen effektiv einsetzen muss. Wir haben leider immer mit sehr wenig Ressourcen gearbeitet.
Kwasi: Was waren denn damals die Themen, als du angefangen hast?
Gerbasits: Es ging noch ein wenig um Weiterbildung, vor allem im Steuerrecht und Arbeitsrecht, bei denen wir Seminare organisierten; die Förderproblematik, dass man Förderzusagen erst spät bekommt, während man schon weit im Jahr war, Erhöhung von Budgets, etc., das waren wohl die Kernthemen.
Kwasi: Wie ist denn die Politik mit euch umgegangen?
Gerbasits: Die Gespräche haben damals größtenteils auf beamtischen Ebene stattgefunden. Das war recht vielversprechend, da hatten wir gute Kontakte. Sonst gab es immer nur Antrittsbesuche bei Neuübernahme des Ministeriums. Direkteren Kontakt mit Ministern oder Ministerinnen hatten wir erst später, als wir stärker Kampagnen gefahren sind. Erst war immer der Vorstand dabei und wir waren schlecht vorbereitet, weil wir einen Bauchladen an Themen hatten, die brav abgenickt wurden und wir sind wieder von dannen gezogen. Das habe ich versucht zu ändern. Es macht keinen Sinn, einen Vorstand zu präsentieren, der persönlich vorsprechen kann und dann passiert nichts.
Beitrag als Podcast:
Kwasi: Aber die Politik hat euch ernstgenommen?
Gerbasits: Da bin ich mir nicht so sicher! Die IG vielleicht schon, auch heute, aber nehmen sie auch die Themen ernst?
Kwasi: Du hast mit Schwarz-Blau I ja auch einen starken politischen Bruch erlebt.
Gerbasits: Das hat uns sehr erschrocken. Wir haben innerhalb von zwei Vorstandssitzungen beschlossen, dass unsere Arbeit nun ganz anders aussehen muss. Wir haben gewusst, dass wir Themen nun bei der Politik nicht landen können. Deshalb haben wir versucht, uns nach innen zu orientieren, auf Professionalisierung zu setzen und so den Bereich weiterzuentwickeln. Damals haben wir ja tatsächlich geglaubt, dass das schnell vorbeigeht!
Wir wollten uns in der Phase, in der wir dachten, es dauert vielleicht ein Jahr, auf das konzentrieren, was wir auch umsetzen können, beispielsweise interne Vernetzung, etc. Langsam tauchte auch das Fair Pay Thema in der Szene auf. Wir haben damals die Mitglieder stark aufgefordert, bei der EU einzureichen, wobei damals unter Schwarz-Blau die Kofinanzierung noch fehlte. Wir sind dann mit dem Argument, dass ein zentraler Topf die Länder entlasten würde, die erste Kampagne zur Kofinanzierung gefahren. Ziel war, dass die Länder Druck auf die Bundesregierung ausüben, da wir das nicht direkt konnten. Es hat funktioniert. Der Topf wurde eingerichtet. Das war die erste richtige Kampagne, die auch mit den Landesorganisationen konzertiert war. Wir haben bei der Neuwahl auch viele Aktivitäten gesetzt, trozdem kam es leider wieder zu Schwarz-Blau.
Kwasi: Danach kam es ja fast ein Jahrzehnt zu einer Zeit der großen Koalition. Wie hast du diese Zeit wahrgenommen?
Gerbasits: Da hatten wir uns wesentlich mehr erhofft. Wir dachten, dass einiges mehr umgesetzt würde. Aber wie es der großen Koalition in vielen Belangen nachgesagt wird, wurde auch im Kulturbereich das Budget nur geringfügig erhöht, ein Minischwerpunkt gesetzt, öfter Personalien gewechselt. Sonst kam man aber nicht vom Fleck. In dieser Zeit haben wir dann die Fair Pay Kampagne aufgebaut in der Hoffnung, damit einen sozialdemokratische Minister bzw. Ministerin gut abholen zu können.
Kwasi: Wir haben jetzt fast zehn Jahre Fair Pay. Was gab den Impuls für die Kampagne?
Gerbasits: Da unser politischer Einfluss unter Schwarz-Blau sehr eingeschränkt war, haben wir uns stark mit dem Sektor selbst beschäftigt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir immer versucht die Budgets zu erhöhen. Nun hatten wir Gelegenheit, etwas tiefer zu blicken. Wir wussten zwar, dass die Menschen in prekären Verhältnissen leben, aber hatten keine konkreten Daten.
Das zentrale Ziel der Kampagne war tatsächlich, dass die Arbeit mit einem Mindestlohn honoriert wird. Wir sind oft von Mitgliedern gefragt worden, was überhaupt gezahlt werden sollte. Wir mussten also überhaupt einmal feststellen, was ein Mindestlohn sein soll. Dann ging es darum, erneut beim Budget anzusetzen, damit das auch realisiert werden kann. So hat sich das Thema dann aufgefaltet, als wir uns intensiver damit beschäftigt haben und auch alle Bundeslandorganisationen mit dazu gearbeitet haben.
Kwasi: Wie seid ihr da überhaupt an valide Zahlen gekommen?
Gerbasits: Herta Schuster hatte die Idee, sich an einem Gehaltsschema der Gewerkschaft zu orientieren. Das hat anfangs allerdings viel mehr Fragen aufgeworfen. Daher haben wir einen Workshop mit verschiedenen Häusern, wie dem WUK und anderen organisiert, typische Arten der Tätigkeiten bei ihnen erhoben und versucht, diese in der Gewerkschaftslogik zu verankern. Rausgekommen ist das, was für alle durchführbar war. Daraus haben wir eine Formel entwickelt, mit der wir unsere Tabelle erstellen.
Kwasi: Was würdest du sagen wurde erreicht, was ist noch offen?
Gerbasits: Es ist ein Bewusstsein entstanden, auch innerhalb der Szene. Erreicht wurde, dass es diese Empfehlungen gibt und alle wissen, was ihre Arbeit wert ist. Anfangs war die Kampagne ja selbst in der Szene umstritten, aus Angst, dass wenn alle so viel Geld bekommen, damit anständig gezahlt werden kann, die Hälfte der Einrichtungen gar nichts mehr bekommen wird. Das Problem müssen aber die Förderabteilungen mit einem höheren Budget vom Finanzministerium lösen, das dann entsprechend umgeleitet wird.
In einzelnen Bundesländern gibt es bei Einreichungen den Hinweis, dass nach Fair Pay kalkuliert werden soll bzw. wird gefragt, ob man sich an diese Honorarempfehlungen hält oder nicht. Mittlerweile steht es sogar im Regierungsprogramm! Auch in den Abteilungen gibt es langsam ein Bewusstsein dafür. Problem sind noch ein wenig die Bundesländer, da die Kulturförderung ja subsidiär organsiert ist. Da gibt es noch jede Menge zu tun. Aber nun ist das Thema mal so verankert, dass daran endlich auch gearbeitet wird!
Kwasi: Was würde es brauchen, damit man sagen kann, das ist erledigt, das Thema kann man ad acta legen?
Gerbasits: Es würde zwischen Bund und Ländern die Vereinbarung brauchen, dass nur gezahlt wird, wenn auch ordentlich gezahlt wird. Das muss eine Förderbedingung werden! Dann braucht es dafür die entsprechende Aufbringung der Mittel. Das klingt jetzt relativ einfach, ist es aber leider nicht.
Kwasi: Du musstest dann gleich noch einmal Schwarz-Blau, bzw. dann Türkis-Blau erleben. Was hast du da anders wahrgenommen, als beim ersten Mal?
Gerbasits: Es war wesentlich gefährlicher, weil sie ja auch dazugelernt haben und die Bevölkerung als Ganzes nach rechts gerückt war. Wir waren aber auch schneller in unserer Reaktion. Die Angst war groß, da ganz viel sehr schnell zerstört werden kann. Das haben wir ja auch in Kärnten gesehen.
Kwasi: War die Strategie anders als früher?
Gerbasits: Wir sind anders damit umgegangen, damals haben wir uns mit dem Sektor selbst beschäftigt um interne Strukturen aufzubauen, da wir dachten, es würde ohnehin nicht lange dauern. Dieses Mal bin ich davon ausgegangen, dass es sehr lange dauern würde. Nun hatten wir uns noch nicht mal ganz in Position gebracht und sie haben sich schon wieder aufgelöst.
Kwasi: Wie siehst du die Zukunft der freien Kulturarbeit?
Gerbasits: Ja hoffentlich gut. Ich hoffe, dass die Budgets steigen, was jetzt durch Corona ein wenig unwahrscheinlicher geworden ist, aber dennoch. Ich bin auch sehr neugierig, was die Friday for Future Bewegung entwickeln wird, ob sie andocken wird oder ganz etwas Neues entwickeln wird.
Es werden sich einige Häuser weiter professionalisieren, wobei ich nicht weiß, ob das auch gut ist. Je mehr man sich beispielsweise auf die Veranstaltungsschiene konzentriert, umso weniger wirkt man in die Gesellschaft hinein. Ich glaube aber auch, dass Corona langfristige Auswirkungen haben wird, etwa wie man Veranstaltungen grundsätzlich konzipiert. „Smashed into Pieces“ … entstehen dann viele? Macht man viele kleine Veranstaltungen, wenn man keine großen mehr machen kann? Da hätte ich vor Corona vielleicht andere Antworten gegeben. Ich würde mir eine viel stärkere Vernetzung mit dem Bildungsbereich, Kindergärten, Schulen, etc. wünschen. Es ist eine Katastrophe, dass es da bis heute kaum eine Verknüpfung gibt, obwohl viele Leute seit 20 Jahre daran arbeiten, aber nie Erfolg bei der Politik damit hatten. Es stellt sich die Frage, ob der Kulturbereich in Zukunft nicht mehr in den Bildungsbereich hineinkönnte. Das gäbe Möglichkeiten, wo man sicher und gut Kulturarbeit machen könnte, auch vor dem Hintergrund der momentanen Situation.
Kwasi: Worauf glaubst du, sollte sich die IG Kultur für die Zukunft einstellen?
Gerbasits: Ich glaube, die IG Kultur ist ganz gut eingestellt! Ich glaube, wohin es gehen soll, sagen einem die Mitglieder. Danach ist die Frage, wie es mit internationalen Vernetzungen weitergehen könnte. Es gab immer spannende Best-Practice Beispiele, die die IG Kultur für die Mitglieder übersetzen konnte, so wie wir das mit dem Zirkus gemacht haben. Ich weiß nicht, wie die IG Post-Corona weitermachen wird, aber ich glaube sie ist gut aufgestellt.
Gabriele Gerbasits war fast 25 Jahre Geschäftsführerin der IG Kultur. Sie kam aus dem Ministerium und hat die Entwicklung der freien Szene von Beginn an miterlebt und unterstützt.