Forderungspapier zur Vereinbarkeit von Kunst/Kultur
Fakt ist: Das Betreuungsangebot ist schlecht ausgebaut und deckt vielfach nicht einmal den Bedarf bei regulärer Vollzeitbeschäftigung ab. Die Arbeitsrealitäten in Kunst und Kultur sind zudem vielfältig, zumeist geprägt durch intensive Arbeitsphasen, atypische Arbeitszeiten (abends, nachts und Wochenenden), hohen Mobilitätsanforderungen und diskontinuierliche, teils schwer planbare Tätigkeiten unter großem Konkurrenzdruck bei geringem Einkommen und der verfestigten Erwartungshaltung, auf Abruf stets flexibel zur Verfügung zu stehen und alles dem Beruf unterzuordnen, der gemeinhin als Selbstverwirklichung verstanden wird.
Fakt ist: Die Arbeitsanforderungen in Kunst und Kultur sind mit den Betreuungsanforderungen nicht vereinbar – Arbeitszeiten lassen sich nicht an die Öffnungszeiten von Betreuungsangeboten anpassen. In Konsequenz muss auf informelle, familiäre oder private Betreuungsnetzwerke zurückgegriffen werden, so es diese gibt bzw. diese leistbar sind. Und selbst wenn dies die Situation etwas abmildert, sind Betroffene dennoch regelmäßig an der Belastungsgrenze.
Fakt ist leider auch: Betreuung wird noch immer größtenteils als Frauensache betrachtet. Mangelnde Kinderbetreuung drängt Frauen in Teilzeit. Das befeuert den Fachkräftemangel in Österreich. Frauen erleiden durch die Karenz bereits berufliche Nachteile (nur 4% der Männer nimmt Karenz in Anspruch, weniger als 1% der Männer geht sechs Monate oder länger in Karenz). Die stärkere Belastung in den Folgejahren führt zu weiteren wesentlichen Karriere- und Einkommenseinbußen. Familiäre und informelle Lösungen verlagern die Belastung, private Lösungen sind in einem Arbeitsfeld, in dem so viele Menschen mit einem geringen Einkommen auskommen müssen bzw. von Prekarisierung betroffen sind, selten leistbar. Die schlecht ausgebaute institutionelle Betreuung in Österreich trifft Menschen, die keine klassische Arbeitssituationen haben, wie jene im Kunst- und Kultursektor somit umso schwerer.
Unsere zentrale Forderung: Rechtsanspruch auf qualitätsvolle umfassende Kinderbetreuung!
Erforderlich dafür ist ein Maßnahmenpaket im Zusammenwirken von Bund und Ländern, das auf die Arbeitsrealitäten all jener, die nicht in klassischen Arbeitssituationen tätig sind, ebenso berücksichtigt wie die Unterschiede zwischen Metropole, Stadt und Land, um möglichst alle Notlagen abzufedern.
Es braucht dringend gesetzliche Anpassungen und ein praxistaugliches Maßnahmenpaket.