Kindergartenaufstand!

Kindergärten/-gruppen sind in Österreich Landessache, ergo unterschiedliche Gesetze – und diese wirken dann auch je nach Trägerverein unterschiedlich. So ist es auch nicht wirklich Zufall, dass es weder eine zuständige Gewerkschaft, noch einen Kollektivvertrag, noch eine halbwegs annehmbare Bezahlung gibt. Dazu kommt der gerade in dem Bereich große Einfluss vor allem der katholischen Kirche.

Es gibt vermutlich wenig Arbeitsfelder, die nach außen eine derart klare Identität haben, nach innen aber so divers sind wie dieses: KindergärtnerIn halt, meist „Tante“ genannt. Kindergärten/-gruppen sind in Österreich Landessache, ergo unterschiedliche Gesetze – und diese wirken dann auch je nach Trägerverein unterschiedlich. So ist es auch nicht wirklich Zufall, dass es weder eine zuständige Gewerkschaft, noch einen Kollektivvertrag, noch eine halbwegs annehmbare Bezahlung gibt. Dazu kommt der gerade in dem Bereich große Einfluss vor allem der katholischen Kirche. Die Situation ist nicht neu. Neu hingegen sind politische Entscheidungen wie „Gratiskindergarten“ oder Kindergartenpflicht. Keine schlechte Sache, wäre da nicht ... die Situation.

Denn finanziell gibt es das Plus ausschließlich für Eltern. Die Kindergärten haben vor allem mehr Kinder, nicht aber mehr BetreuerInnen und schon gar nicht mehr Geld. Der Betreuungsschlüssel war schon bisher fatal, insbesondere in den öffentlichen Kindergärten. Vor- und Nachbereitungszeiten waren praktisch unbezahlt – dafür steigen die Anforderungen permanent. Die Ausbildung dagegen: Geht es nach AMS und Regierung reichen ein paar Monate Berufsumorientierung (die Anzahl der BetreuerInnen ohne kindergartenpädagogische Ausbildung ist stark im Zunehmen). Ergebnis ist neben anderem auch eine Vorsortierung der späteren Lebenschancen bereits im Kindergarten.

Neu ist aber auch etwas anderes: Es gibt den Kindergartenaufstand! Selbstorganisiert, aktiv und offen für BetreuerInnen, Eltern und weitere solidarische Personen. Gegründet im Zuge der Mobilisierung für die erste große Demo gegen die Kollektivierung der Krisenabwicklung am 28.3.2009 wurde seither demonstriert, dass selbstorganisierte Proteste auch kleiner Gruppen nachhaltig erfolgreich sein können: zumindest im Präsentieren der Forderungen und in einem Stimmungsumschwung, insbesondere bei politischen EntscheidungsträgerInnen und SozialpartnerInnen. Die ersten ablehnenden Reaktionen aus ÖGB und SPÖ – „Was regt ihr euch auf, ist doch eh alles fein“ – sind längst einer zumindest teilweisen Unterstützung gewichen. Die Harmonisierung der Kindergartengesetze mutierte sogar zu einem Anliegen im BMUKK – behauptet zumindest Ministerin Schmied.

Weniger erfreulich, aber natürlich auch ein Zeichen für den Erfolg: Die Teilnahme an Demonstrationen und Aktionen des Kindergartenaufstands wurde Thema in den Stadtkindergärten in Wien. Drohungen bis hin zu der mit Kündigung wurden nicht nur unter der Hand formuliert. Protest nennt sich da schnell Dienstvergehen. Sozialdemokratie schimpft sich das.

Damit ist auch schon umrissen, wo die Sache steht: Das Thema ist präsent. Quer durch alle Bildungssektoren gibt es Aktionen und Protest. Und die praktische Solidarität ist zumindest punktuell vorhanden. Was fehlt, ist die Umsetzung zumindest der zentralen Forderungen:
# die Reduzierung der Gruppengröße mit einem Betreuungsschlüssel von einer Pädagogin/einem Pädagogen auf 8 Kinder;
# mehr und ausreichende Vorbereitungszeiten für PädagogInnen in Kindergärten/Krippen und Horten;
# ein angemessener Lohn;

Nachsatz: Dass Kindergärten gratis sein sollen, steht außer Streit. Wäre gratis doch gratis: Die Studiengebühren sind doch auch abgeschafft, nicht?

Link:
www.kindergartenaufstand.at

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