Nachhaltigkeit durch Synergien und Kreativität

Über Kooperationen zwischen Kultur und Tourismus, Kultur als Nachhaltigkeitsziel und Mut zu Förderanträgen: Die IG KiKK lud zum jährlichen Austausch zwischen freier Kulturszene und Kulturreferent Peter Kaiser. Die Diskussion bot Rückblicke auf ein ereignisreiches Jahr 2023 mit Errungenschaften im Förderwesen und Ausblick auf "ein hartes, herausforderndes Jahr 2024", in dem Kärnten die Kulturstrategie startet.

Zu Gast:
Dr. Peter Kaiser, Landeshauptmann und Kulturreferent
MMag.a Brigitte Winkler-Komar, Abteilungsleiterin Abteilung 14 – Kunst und Kultur
Ing. Dr. Michael Pichlhöfer BA, MA, Abteilungsleiterin-Stellvertreter, Personalcontrolling, Qualitäts- und Prozessmanagement, Wirkungsorientierung, IKS
Mag.a Andrea Kirchmeir BEd, Förderungen Bildende Kunst und Fotographie, Museen, Kulturinitiativen, Internationaler Kulturaustausch

Moderation: Elena Stoißer, BA MA (IG KiKK)

 

Kunstraum Obervellach

Als Gastgeber stellt Maximilian Lesnik den Kunstraum Obervellach vor. Als Präsident gehört er mit seiner Frau Edith Lesnik, der künstlerischen Leiterin, zum Gründungsteam der Kulturinitiative, die kreative Köpfe im Mölltal zusammenbringt. Der Kunstraum liegt auf einer Etage des größten Gebäudes am westlichen Ende des Marktplatzes. Über 100 Mitglieder stellen Kunstobjekte aus, 30 Mitarbeitende betreuen diesen Ausstellungs- und Verkaufsraum. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit wird ein Repair Café betrieben. Für Kinder gibt es im Sommer ein Camp zusammen mit der schulischen Infrastruktur der Marktgemeinde. Die Arbeit des Vereines kann sich auf freiwilliges Engagement und Ehrenamt stützen, aber die steigenden Betriebskosten sind ein großes Problem.

Altbürgermeister Willi Pacher verweist auf die Wandmalereien auf den Fassaden im Ortskern, die im Kulturaustausch zusammen mit Partnerstädten wie Freising, Schepdaal-Dilbeek, Seltz oder Muggia realisiert werden konnten. Im Sommer ist der Austausch mit Künstler*innen ein wichtiger touristischer Faktor und so verbindet sich beispielsweise das Schwammerlsuchen mit Zeichnungen, Aquarellen und Rauminstallationen. Der Kunstraum Obervellach überzeugt durch die Synergie zwischen Kunst, Kultur und Tourismus, die vielfältige Arbeit über den Kunstraum im engeren Sinn hinaus und die Vision für eine regional gewinnende Kulturarbeit.

Vision für Kunst und Kultur

Peter Kaiser definiert Kunst und Kultur als grenzüberschreitenden und friedensschaffenden Anker. Die aktuelle Weltsituation geht allerdings über alles hinaus, auch über das Kreative und die finanziellen Aspekte.

Für die 33. Legislaturperiode gilt „Nachhaltigkeit“ für alle Bereiche: 2015 wurden erstmals 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung multilateral beschlossen: Kultur sollte beim nächsten Weltkulturforum als 18. Nachhaltigkeitsziel anerkannt werden.
Kultur soll wie ein Lebensmittel leistbar und niederschwellig geplant werden: freie Zugänge und verstärkte Drittmittel Akquise sollen das ermöglichen. Freilich sind auch eigene Budgetmittel für diesen wichtigen Bewusstseinsbereich notwendig, so werde Fair Pay auch im Budget 2024 berücksichtigt.

Schwierig ist die finanzielle Situation vor allem der Städte und Gemeinden. Der Finanzausgleich als Rahmen steht (seit gestern). Keine Kärntner Gemeinde kann ausgeglichen bilanzieren, diese Situation kann für Sportvereine oder Kulturinitiativen bedrohlich werden. Die Liquidität soll aber sichergestellt werden (dazu gibt es eine eigene Verhandlungsgruppe). Die Teuerung (als deren Ursache er nicht die Lohn- sondern eine Gewinnspirale ausmacht) wird bleiben.

Die Kulturabteilung sieht Peter Kaiser als Partnerin, als Vermittlerin: demnach wird es mehr Förderungscalls geben. Er freut sich über Brigitte Winkler-Komar, die neue Leiterin der Kulturabteilung, die fast 50 Mitarbeiter:innen umfasst. Er spürt, dass diese nicht nur ihre Aufgaben abarbeiten, sondern auch den Auftrag leben.
Brigitte Winkler-Komar meint, dass durch die neuen Fristen ein wichtiger budgetärer Schritt gesetzt wurde. Sie weiß, dass es am Jahresanfang ein Problem bezüglich Liquidität gibt.

Das Kärntner Kulturgremium ist neu besetzt, es wird von Angelika Hödl (Vorsitzende) und Alina Zeichen (stellvertretende Vorsitzende) geleitet. Dieses Plenum ist für offene und unabhängige Kulturarbeit Voraussetzung, die Entscheidungen dieses Plenums will Peter Kaiser stets achten. 32 Personen arbeiten in den Fachbeiräten ehrenamtlich, als Landeskulturreferent hat er alles übernommen, auch die Preise und die Vorschläge für die Kulturschwerpunkte: Volkskultur 2023, Fotografie 2024, und 2025, 80 Jahre nach dem Schrecken des Nazi-Faschismus, die Erinnerungs- und Gedenkkultur.

Die IG KiKK als Plattform der Kulturinitiativen gilt Peter Kaiser als vorbildliches Modell, das er sich auch für die Sozialvereine wünscht, weil eine Interessengemeinschaft (aus seiner Sicht) einiges an Geldern frei machen kann.

Gemeinsam mit dem Kärntner Armutsnetzwerk hat die IG KiKK im Sommer einen Vorstoß gemacht, um Kärnten als letztes Bundesland auch in die bundesweite Initiative „Hunger auf Kunst und Kultur anzuschließen. Dies ist auf offene Ohren gestoßen, bestätigt Kaiser.

Kulturstrategie, Fair Pay, Fördercalls

In Kärnten soll gemeinsam mit Kulturtätigen eine Kulturstrategie erarbeitet werden. Nach der Vergabe an ein begleitendes Institut im Jänner wird es Regionalkonferenzen mit dazugehörigen Workshops geben. Fair Pay, der Prozess wurde vor zwei Jahren auch in Kärnten gestartet, wird dabei ein wichtiges Thema sein.

Brigitte Winkler-Komar versichert, dass sie laufend Maßnahmen setzen wollen, vor allem im Tourismus sieht sie Potenzial. Fair Pay ist eine große Herausforderung und ist bereits ein europäisches Thema. Vorausgesetzt wird dabei, dass die Freie Szene bereit ist, weniger zu produzieren. Schritt für Schritt sollen gemeinsam Lösungen angestrebt werden: z. B. die IG Netz, die Zuschüsse für Anstellungen gewährt.

Alina Zeichen verweist auf die Kampagne „Slow Down“ der IG Kultur Steiermark gegen den Impuls des ständigen Wachsen-Müssens: Nicht mehr Projekte, sondern weniger Projekte sind auch in Ordnung, wenn es dadurch nicht weniger Geld gibt.
Brigitte Winkler-Komar beklagt, dass Kärnten bisher bei Calls immer sehr zurückhaltend war, im bundesweiten Vergleich regelmäßig an letzter Stelle. Es heißt immer wieder: Kärnten reicht nicht ein. Diesen Anteil wollen wir deutlich erhöhen.
Michael Pichelhofer: Wir müssen Mut machen Anträge zu stellen.

Landeskulturbudget und Subventionen der Gemeinden

Elena Stoißer hebt positiv hervor, dass das Kulturbudget 2022, das höchstdotierteste seit 2016 ist und fragt nach dem Anteil für die Kulturinitiativen.

Peter Kaiser verweist darauf, dass das Land in den traditionell gewachsenen Einrichtungen besser auf Möglichkeiten der Einsparung schauen kann, hebt aber hervor, dass in diesem großen Bereich Synergien möglich sind: Redimensionierung auf Studioproduktionen, Kooperationen mit Kulturinitiativen oder Veranstaltungen mit dem Museum, um Raummieten zu umgehen. Aron Stiehl, das Kärnten Museum oder die Komödienspiele Porcia mit dem Theaterwagen u. a. zeigen wie das gut funktioniert. Peter Kaiser verspricht, dass im Nachtragsbudget auch Kulturinitiativen berücksichtigt werden. Eine andere Einsparungsmöglichkeit brachte der Ausbau der IT, die elektronische Akte wurde umgesetzt.

Elena Stoißer verweist auf die Schlagzeilen der Kärntner Medien nach dem Gemeindegipfel (20.11.), die einen möglichen Subventionsstopp androhen.
Peter Kaiser regt einen gemeinsamen Bildungsfonds an, der den Euro so einsetzen soll, dass Gemeinden und Städte etwas davon haben. Soweit wir können, so rasch wir es können. Es wird ein hartes, herausforderndes Jahr 2024 werden.

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