VorRisse

"Mayday! Mayday! We are the precariat!" - tönt aus allen Ecken ein Schlachtruf zum EUROMAYDAY 005, um zum europaweit vernetzten Kampf für soziale Rechte für alle - unabhängig von Beschäftigungs- und Aufenthaltsstatus - aufzurufen.

"Mayday! Mayday! We are the precariat!" - tönt aus allen Ecken ein Schlachtruf zum EUROMAYDAY 005, um zum europaweit vernetzten Kampf für soziale Rechte für alle - unabhängig von Beschäftigungs- und Aufenthaltsstatus - aufzurufen. Der Euromayday ist eine Kampagne zur Auseinandersetzung mit der konkreten Prekarisierung von Arbeit und Leben - und findet am 1. Mai in zahlreichen Städten Europas seinen Ausdruck auf der Straße. Das Prekariat meldet sich in Form von Paraden, die sich in bunten, kreativen Formen lautstark von traditionellen 1.-Mai-Aufmärschen absetzen, zu Wort.

Waren es 2001 noch 5.000 Menschen, die sich zu einer der ersten Mayday-Paraden in Mailand versammelten, zählte man im Jahr 2004 schon an die 100.000, die beim Mayday ihren Anliegen Stimme verliehen. Der Mayday ist eine Mobilisierungsform, die auf horizontaler Ebene ganz unterschiedliche Gruppen in einer neuartigen Allianzenbildung versammelt. Zentraler Referenzpunkt aber ist deren prekäre Lebenssituation. Die Auseinandersetzung mit den hinter dieser Lebenssituation stehenden Prozessen der Prekarisierung von Arbeit und Leben sowie die Vorstellung aktivistischer Praxen des Prekariats ist nicht nur ein Schwerpunkt in den vorliegenden Kulturrissen, sondern hat sich - anders als sonst - gleichsam in das gesamte Heft eingeschrieben.

Angesichts der immer weitere Personenkreise betreffenden Prekarisierung des Lebens - sei es durch Flexibilisierung und/oder Illegalisierung - lenkt die aktuelle Kulturrisse-Ausgabe den Blick gerade auch auf die "Extremzonen der Prekarität". MigrantInnen, Frauen, Sexarbeiterinnen, Studierende und die vielen anderen Prekarisierten sind jedoch keine wehrlosen Opfer. Sie schließen sich vielmehr zusammen und agieren gemeinsam gegen die Übergriffe auf ihre Lebensgrundlagen. Frankreichs ursprünglich im kulturellen Feld beheimatete Intermittents du spectacle sind dafür mit ihren vielgestaltigen, karnevalesken Protestformen und konsequenten Forderungen beispielgebend ("Ce que nous défendons nous le défendrons pour tous. Ce que nous exigeons nous l'exigeons avec tous. Ce que nous construisons nous le construisons pour tous." - "Was wir verteidigen, werden wir für alle verteidigen. Was wir fordern, fordern wir mit allen. Was wir erschaffen, erschaffen wir für alle.").

Dass Prekarisierung nicht schlicht verteufelte Verunsicherung der Lebens- und Arbeitsbedingungen ist, zeigen die Kulturrisse-AutorInnen vielfältig auf: Der Kampf richtet sich nicht gegen die Flexibilisierung, die wir gar nicht aufzugeben gewillt sind, sondern es geht um ein Recht auf soziale Rechte - bei selbstbestimmter Flexibilität. Einkommenskontinuität bei Diskontinuitäten von Aufenthaltsort und/oder Erwerbsarbeit! Gleiche Rechte für alle!

Euromayday-Parade in Wien: Sonntag, 1. Mai 2005. Treffpunkt: 14h Mexikoplatz (U1 Vorgartenstraße).

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