VorRisse

Die Texte des Ressorts Oppositionen sind – Titel gebend unter Linkskurven zusammengefasst – Einschätzungen zu Möglichkeiten und Bedingungen für eine neue Linke in Österreich, denken über die Beziehungen einer neuen linken Bewegung zum Parlamentarismus nach, suchen nach einem „Wir“ und nach Schlupflöchern, wie links ohne Verlust des Bewegungscharakters den Staat mit tragen kann.

Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und so schlummern in den Redaktionscomputern vorgefasste Nachrufe zum Papst, Jopi Heesters und Amy Winehouse, auf Finalisierung wartend. Zu Wahlen sind entlang der Prognosen der MeinungsforscherInnen Analysen und Hintergrundberichte vorbereitet, bei denen es gilt, Abweichungen gegenzuchecken, die Ergebnisse per Fotomaterial, Tortengrafik, Interviews und Wahlpartystimmungsbeobachtung mit dem ultimativen Aktualitätsstempel zu versehen.

Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und die RedakteurInnen der Kulturrisse, aber wohl auch viele andere deutlich bis zaghaft Linke dachten sich: „Sieht ja düster aus“, schalten den Fernseher ab, wenn im Vorfeld der Wahlen einmal mehr Strache oder Haider artig befragt wurden, dachten sich: „Echt eine miese Kampagne“ angesichts der deutlich auf Stimmenfang im blau-braunen Milieu hin konzipierten ÖVP-Plakate und wendeten sich ihren Tagesgeschäften zu.

Im Angesicht von Haiders deutlichen Zugewinnen, die nicht zu Lasten der FPÖ gegangen waren (im Gegenteil), im Angesicht der Stagnation der Grünen, der Bedeutungslosigkeit linker Parteien und Ideen haben wir uns entschieden, dem Schwerpunkt dieses Heftes – Geschlechter- und Arbeitsverhältnissen und den mannigfachen Asymmetrien, denen Frauen als Selbständige, als Lohn-, Haus-, Pflege-, Sexarbeiterinnen ausgesetzt sind – einen weiteren Schwerpunkt an die Seite zu stellen: Die Texte des Ressorts Oppositionen sind – Titel gebend unter Linkskurven zusammengefasst – Einschätzungen zu Möglichkeiten und Bedingungen für eine neue Linke in Österreich, denken über die Beziehungen einer neuen linken Bewegung zum Parlamentarismus nach, suchen nach einem „Wir“ und nach Schlupflöchern, wie links ohne Verlust des Bewegungscharakters den Staat mit tragen kann. Beginnen Bedeutung und Sichtbarkeit bei vier Prozent, oder wäre das der Gipfel einer linken Erfolgsstory, oder ein zu vermeidendes Übel? AutorInnen der Linkskurven sind Gerald Raunig und Tom Waibel, Alex Demirovic, Melina Klaus, El Awadalla und Martin Birkner. Einige der Kurven sind auch Schleifen, Mehrfachnennungen von argumentativen Punkten und Ideen haben wir nicht wegredigiert, sondern als Vielstimmigkeit im Sinne eines weiter zu führenden Prozesses begriffen. Es wird eine Fortsetzung geben, in den Kulturrissen und hoffentlich im richtigen Leben auch.

Der Schwerpunkt zu Geschlechter- und Arbeitsverhältnissen dominiert als eigener Block das Ressort Kulturpolitiken, mit Elisabeth Mayerhofers Polemik zu Vereinbarkeit im wissenschaftlich-prekären Umfeld, mit Bettina Haidinger und Käthe Knittlers Blick auf die Schieflagen im Bereich der Lohn-, Haus- und Pflegearbeit im Postfordismus und Daniela Koweindls Bericht zu einer (bis dato nicht präsentierten) BMUKK-Studie zur sozialen Lage von KünstlerInnen. Karin Schönpflug (und ein Cyborg...) zeigen in den Kosmopolitiken Parallelen in den offiziellen Diskursen zu Mikrokrediten und der Homo-Ehe auf. Das Einrisse-Interview wurde diesmal mit dem Forum sexworker.at zu Arbeitsbedingungen von SexarbeiterInnen geführt.

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