Klimafreundliche Kunst und Kultur: Green Events, grüne Betriebe und der kleine Beitrag mit vielfältigen Effekten
Was kann Kunst und Kultur für den Klimaschutz leisten? Offensichtlich geht das über Green Events, denn Großveranstaltungen verbrauchen viele Ressourcen und setzen viele Menschen in Bewegung. Wie funktionieren diese? Und wie können auch kleinere Initiativen einen Beitrag leisten? Wir haben uns im Kulturbereich umgehört.
Green Events
Wenn man darüber nachdenkt, was Kunst und Kultur leisten kann, dann denkt man zunächst an Green Events. Dabei handelt es sich um nachhaltige Veranstaltungen. Tanja Desgeorges vom Klimabündnis erklärt, dass sich die Kriterien von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Gemeinsame Nenner sind Mobilität, also wie die Location öffentlich erreichbar ist und es soll aktiv dazu angeregt werden, öffentlich anzureisen. Die Location sollte möglichst barrierefrei erreichbar sein – das betrifft bauliche Fragen, aber auch soziale Barrieren, wie die Preisgestaltung oder Involvierung in Initiativen wie beispielsweise „Hunger auf Kunst und Kultur“ oder gratis Trinkwasser. Ein anderer Punkt ist das Catering, das saisonal, regional und in Bioqualität angeboten werden sollte. Ressourcen sollten geschont, Abfall vermieden und getrennt werden. Das ist aber nicht nur ein Appell für Großveranstalter, auch vermeintlich kleine Events können hier einen Beitrag leisten: „Green Events sind unabhängig von der Größe sinnvoll – es geht um qualitätsvolle Maßnahmen. Wenn sich Gäste, Crew und Artists wohlfühlen, dann machen Green Events die Veranstaltung zu einem erfolgreichen Event,“ so Richard Schachinger vom OKH Vöcklabruck.
Häuser gut, alles gut?
Den nächste wichtige Aspekt betrifft die Gebäude. Hier geht es oft um aufwendige bauliche Maßnahmen, wie Isolation, Heizung oder Klimatisierung, auch um Fragen wie Strom oder Wasser bezogen werden, ob eigene Energiegewinnung möglich ist, wie beispielsweise Photovoltaik, oder auch Fragen der öffentlichen Anbindung. Aber auch Initiativen ohne große Events oder Häuser können einen Beitrag leisten. Als grüner Kulturbetrieb ohne eigene Veranstaltungsräume kann man darauf achten, welche Veranstaltungsräume man für die Events wählt und ob diese die Kriterien erfüllen, bzw. auch, woher für die administrativen Tätigkeiten Energie bezogen wird, wie geheizt wird, ob Druckerzeugnisse oder physische Werbemittel nötig sind. Auch kleine Dinge, wie die Frage, welche Druckerpatronen oder Putzmittel eingesetzt werden, sind Faktoren.
Umstellungen mit Einsparungspotenzial
Das Klimabündnis bietet hierbei einen Check an: „Wir haben uns vom Klimabündnis beraten lassen und von den Green Events Austria Inspirationen geholt und auch geschaut, wie das andere machen. Ein Blick auf den Maßnahmenkatalog vom Klimabündnis hat uns klargemacht, was bei uns möglich ist. Die Locations sind nicht unsere, die können wir nicht beeinflussen – allerdings können wir bei unserer Auswahl beeinflussen, jene zu wählen, die öffentlich gut erreichbar sind. Auch das Catering und die Mülltrennung können wir beeinflussen,“ so Lisa Leeb von JunQ.
Eine Umstellung ist nicht nur mit Aufwand verbunden, sondern es kann langfristig auch zu Einsparungen führen: „Es ist auch nicht immer so, dass es mehr kostet – wenn ich in die Umstellung investiere spare ich dann an anderer Stelle auch ein, beispielsweise bei Mehrwegbechern“. Vinzenz Landl von der KUPF OÖ erzählt: „wir verwenden nur Recyclingpapier, Ökostrom, Fahrradkuriere und haben stark stromverbrauchende Geräte ausgetauscht. Wir sind auch schon Klimabetrieb. Unsere Zeitung macht einen Großteil unserer CO2 Bilanz aus – deshalb haben wir den Kulturwald ins Leben gerufen.“ Dabei handelt es sich um ein Grundstück im oberen Mühlviertel, wo ein klimaresistenter Mischwald gepflanzt wurde.
Idealismus inspiriert
Der Antrieb, umweltfreundliche Kunst oder Kultur zu schaffen, entspringt oft derselben Motivation, die Menschen grundsätzlich dazu bewegt, sich künstlerisch oder kulturell zu betätigen – nämlich um einen positiven gesellschaftlichen Impact zu haben. Das Thema Nachhaltigkeit zu berücksichtigen ist dann einfach folgerichtig. „Das Thema Nachhaltigkeit ist seit der ersten Stunde mitgedacht worden und wir haben von Anfang an ein Green Event durchgeführt, das geht von Mülltrennung über Upcycling unserer Deko bis hin zum Catering. Wir sind das erste biozertifizierte Musikfestival in Österreich und haben jetzt auch erstmals einen kleinen Biomarkt beim Festival,“ so David Wagner vom Free Tree Open Air.
Ein Beitrag, den Kultur hier auch zu leisten vermag, ist die Bewusstseinsbildung. „Es ist unser großes Steckenpferd, dem Publikum zu kommunizieren, was wir tun und dass sie das auch selbst zuhause machen können,“ sagt Lisa Leeb. Tanja Degeorges erläutert, dass die Kommunikation zentral ist. „So erreicht man Multiplikatoren und hat auch über die eigene Initiative hinaus einen gesellschaftlichen Einfluss.“ Sie hat aber den Eindruck, dass im Kulturbereich insgesamt schon relativ viel passiert. Vor allem die freie Szene ist zu großen Teilen von Idealismus getragen. Valentin Weibold vom Open Air Ottensheim sieht den gesellschaftlichen Mehrwert gar als Kern ihres Festivals, das rein ehrenamtlich umgesetzt wird. Es geht ihnen genau darum einen positiven Impact zu haben: „Wenn wir auf der einen Seite etwas Positives machen und auf der anderen Seite die Umwelt schädigen, macht das ja keinen Sinn. Insofern ist Nachhaltigkeit nur eine logische Konsequenz. Es wäre sinnlos, wenn wir das nicht machen würden.“
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