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Nirgends in der Sozialistischen Republik Vietnam werden die Spannungen zwischen traditionellen sowohl konfuzianisch als auch kommunistisch geprägten Wertvorstellungen und den Einflüssen des westlichen Kapitalismus wohl deutlicher sichtbar als in der Kunstszene der Hauptstadt Hanoi. Jahrhunderte Kolonialgeschichte, der Vietnamkrieg (in Vietnam der „Amerikanische Krieg“ genannt) und die wirtschaftliche Öffnung und Liberalisierung „Đôi mó’i“ vor gut 30 Jahren haben ihre Spuren hinterlassen. 
Wenn man weiß, dass Kulturpolitik in Afrika Kulturkooperation bedeutet – meist mit der ehemaligen Kolonialmacht –, kann man die Frage umformulieren: Was sagt die Organisation einer Kulturveranstaltung über die Beziehungen zwischen Frankreich und Afrika aus?
In der Sowjetunion beschränkte sich die Fotografie zur Zeit der Industrialisierung auf eine „agitatorisch-propagandistische und erzieherisch-organisatorische Funktion“ (Sartorti 1979: 183). Die Reportagefotografie diente mehr der Propagierung eines Ideals als der kritischen Darstellung der Realität und ließ für Widersprüche des sozialen Wandels keinen Platz.
Die Beziehung zwischen Kunst und Wirklichkeit steht im Zentrum der künstlerischen Arbeiten von Anna Artaker. Neben ihrer Teilnahme an der Gruppenausstellung Das Potosí-Prinzip, die zur Zeit im Haus der Kulturen der Welt in Berlin zu sehen ist, gastierte sie zuletzt im Frühjahr 2010 mit einer Einzelausstellung in der Wiener Secession, bei der Fotos der Totenmasken des sowjetischen Staatsbildhauers Sergej Merkurov zu sehen waren.