Kulturstrategien für Klagenfurt/Celovec

Der erste kulturpolitische Jour fixe 2024 widmete sich den Rahmenbedingungen für Kulturarbeit in der Landeshauptstadt. Mit unseren Gäst*innen Mag.a Inga Horny (Geschäftsführerin Stadtmarketing Klagenfurt), Mag. Helmuth Micheler (Geschäftsführer Tourismusverband Klagenfurt) und Mag. Franz Petritz (Stadtrat für Gesundheit, Sport und Kultur, SPÖ) diskutierten wir über die Veranstaltungstätigkeiten der Stadt, Potenziale zur Sichtbarmachung von Kulturangeboten sowie die Gradwanderung zwischen Lärmschutz für Anrainer*innen und Veranstaltungstätigkeit.

Am Podium:

Mag.a Inga Horny, Stadtmarketing Klagenfurt

Mag. Helmuth Micheler, Tourismusverband Klagenfurt

Mag. Franz Petritz, Stadtrat für Gesundheit, Sport und Kultur (SPÖ)

 

Moderation: Elena Stoißer, IG KiKK

 

Hafenstadt DOCK 04

Als Gastgeber stellt Michael Pontasch das Dock 04 der Hafenstadt vor. Initial war die Idee, das alte Stadtviertel nicht den Bauträgern preiszugeben, sondern mit Kreativen und Kulturtreibenden zu entwickeln. Der Kulturverein Dock 04 ist Ausgangspunkt für Musik, Kleinkunst und Theater. Der Raum steht lokalen Künstler*innen und Kulturinitiativen offen.

Eine Herausforderung sei für ihn, wie man Kultur in Klagenfurt sichtbar machen und das das Kulturangebot in Klagenfurt kompakt verkaufen kann. Er plädiert für eine Vernetzung der Szene und das Schaffen von Synergien, um einheitlich aufzutreten. An das Podium appelliert er, eine gemeinsame Kampagne für Kunst und Kultur ins Leben zu rufen.

Elena Stoißer eröffnet die Diskussion: Das zentrale Thema des Abends sind die Rahmenbedingung für Kulturarbeit in der freien Szene und welche Unterstützung es, abgesehen von Geld, noch gäbe.

 

Vision für Klagenfurt/Celovec

Franz Petritz gibt bekannt, dass in der Gemeinderatssitzung am folgenden Tag das Budget beschlossen werden soll. Der Beschluss sei wichtig, um monetäre Mittel zur Verfügung zu stellen, die Stadt war einen Monat handlungsunfähig.

Er sei darüber erfreut, dass die Situation mit Probe- und Aufführungsräumen verbessert werden konnte. Vielerorts sei unterschätzt welche Bedeutung Kultur sowohl für die Bevölkerung, als auch für Besucher*innen der Stadt habe.

Inga Horny hebt zwei große Excellenzen der Stadt hervor: Erstens sei sie eine Renaissance-Stadt am See und habe Potential Weltkulturerbe zu sein. Klagenfurt sei ein Ort des kreativen Schaffens. Zweitens ist Ingeborg Bachmann hier beheimatet, hier gäbe es viel Luft nach oben. Sie glaube, dass wir an diesen beiden Excellenzen arbeiten müssen. Aber die Vision liegt auch in der Vielfalt der freien Szene. Auch das sei ein Faktor für wirtschaftliche Prosperität.
Es brauche ein Kulturleitbild, sie spricht sich für schriftliche kulturelle Leitlinien aus.

„Wir machen Klagenfurt lebendig“, so lautet das Arbeitsmotto für den Tourismusverband. Helmuth Michelers persönliche Vision sei es, das gemeinsam mit den Anwesenden voranzutreiben. Klagenfurt habe bereits vielen Künstler*innen Inspirationsraum geboten: Gustav Mahler, Ingeborg Bachmann, Maria Lassnig, Josef Winkler. Die Politik sei gefordert, die Schönheit der Stadt zu erhalten (Negativbeispiele Linsengasse, Wörthersee-Hotel).
Vielleicht ist der Abend ein Anlass, endlich eine Kulturstrategie zu entwickeln.

 

Die Stadt als Veranstalterin

2020 wurde das Stadtmarketing gegründet, seither haben die Veranstaltungen durch die Stadt als Veranstalterin (vertreten durch das Stadtmarketing) zugenommen: Donnerszenen, Drachenjagd, After Work Markt, zählt Elena Stoißer auf. Für Veranstaltungen im Freien ist die Anzahl der Veranstaltungstage wegen Lärmschutz begrenzt, auch die Anzahl an Veranstaltungsorten ist begrenzt. Das mache es für bestehende Kulturinitiativen schwer, wahrgenommen zu werden.

Horny erklärt das Format Donnerszenen: Es ist ein Duo-Format mit Musik. Die Formationen sind einzigartig, dabei sind ca. 70% heimische Künstler*innen vertreten. Es findet im Juli und August statt, damit es für die freie Szene keine Überschneidungen gibt. Die Kuratierung liegt bei Horny und Lea Frießner. Beim Salon Inge arbeitet das Stadtmarketing gemeinsam mit den Kulturinitiativen.

Stoißer fragt nach Möglichkeiten, die Donnerszenen auch für Kulturinitiativen zu öffnen. Horny verweist auf die Hofbesitzer*innen, mit denen man sprechen könne, da die Innenhöfe Privateigentum seien. Auf die Frage, ob bei den Veranstaltungen der Stadt Fair Pay bezahlt werde, antwortet Horny, dass die Bezahlung im guten Mittelfeld liege. 

Potenziale zur Sichtbarmachung von Kulturangeboten

Die Donnerszenen sind bei freiem Eintritt sehr gut besucht. Stoißer fragt, was die Politik dafür tun kann, um das Publikum dafür zu sensibilisieren, dass Kulturinitiativen Eintritt verlangen?

Petritz erläutert, die finanziellen Mittel seien leider begrenzt, es bleibe nicht viel Handlungsspielraum. Die freie Szene habe einen langen Atem, mittlerweile ist sie ein fixer Bestandteil des Klagenfurter Kulturkalenders. Auf die Stadtzeitung angesprochen antwortet er, wenn es nach ihm ginge würde die Kultur nicht nach den Sterbefällen kommen, sondern am Blattanfang. Der Platz sei begrenzt, aber es könnte etwas fix platziert werden.

Aus dem Publikum kommt der Wunsch nach einer vollständigen Auflistung des Veranstaltungsangebotes. Ob man es ins Aviso der Kleinen Zeitung schafft, sei ein Würfelspiel. Viele potenzielle Besucher*innen könnten nicht erreicht werden.
Micheler hebt den Kulturkalender hervor, der vierteljährlich erscheint und konzertiert Highlights. Auch einen Blog gäbe es.

Stoißer holt den KultPlan aus Salzburg hervor, und wirbt für die Umgestaltung des Klagenfurter Kulturkalenders nach diesem Vorbild: Das monatlich herausgegebene Plakat ließe sich aufgrund der kürzeren Vorlaufzeiten besser mit den Arbeitsabläufen der freien Szene vereinbaren.

Auch Horny, die lange in Salzburg gelebt und gearbeitet hat, lobt den KultPlan. Mit einer Auflage von 10.000 habe sich das Analoge immer noch bewährt. Sie betont die Bedeutung von Verbindlichkeit. Wenn das Stadtmarketing und der Tourismusverband nicht wissen, dass etwas passiert, könnten sie das auch nicht weiterspielen.

Stimmen aus dem Publikum unterstützen eine kürzere Deadline und unterstreichen, dass die Veranstaltungskalender regelmäßig von den professionell arbeitenden Kulturtätigen befüllt werden.
Verbindlichkeiten sollten nicht nur einseitig sein, so würde sich die Szene eine langfristige und verbindliche Kommunikation der Termine der Stadt, insbesondere des Klagenfurt Festivals, wünschen.

Die Stadt solle sich mehr auf die Bereitstellung von Infrastruktur fokussieren (etwa Veranstaltungskalender anzubieten) und weniger auf eigene Veranstaltungen. Den Einschränkungen durch Lärmschutz könnte die Stadt durch Sondergenehmigungen begegnen.

Petritz glaube nicht, dass das ohne Vorarbeit funktionieren werde. Den Vorwurf wegen den Veranstaltungen weist er zurück. Micheler nimmt die Vorschläge positiv auf und will gemeinsam mit den Kulturtätigen daran arbeiten.

Stoißer spricht den Rabatt an, den die Stadt bei Aufträgen bei der PSG erhält und schlägt vor, diesen Rabatt an (geförderte) Kulturinitiativen weiterzugeben. Horny sieht als Problem nicht den Preis des Plakatierens, sondern die Produktionskosten der Plakate. Bei digitaler Werbung habe die Stadt mehr Möglichkeiten, wobei man gefühlte 10 Minuten auf das Sujet warten müsse.

Aus dem Publikum kommt mehrfache der Wunsch nach einer gemeinsamen Kampagne für Kunst und Kultur im Sinne von „Get out. Move out.“ Man könne brachliegenden Flächen (leere Werbewänder der PSG o.ä.) dafür als Kampagne zu nutzen.

Horny befürwortet eine Dachkampagne, stellt jedoch die Frage nach der Finanzierung. Sie erinnert an die gemeinsame Homepage visitklagenfurt.at, die für Reisemotivation von Waidmannsdorf oder Hamburg gleichermaßen sorgen soll. Das könne gerne noch gemeinsam ausgebaut werden.

In einer Wortmeldung wird über mangelnde Unterstützung geklagt. Es fehle nicht nur am Finanziellen, sondern auch an der Wertschätzung: Wie stellt man sich hinter die Kultur? Diejenigen, die dafür arbeiten, seien nicht sichtbar. Bei den großen Festivals sei die Sichtbarkeit viel größer, das liege auch an der Kulturpolitik. Die Kulturpolitiker*innen hätten die persönliche Verpflichtung das zu ändern und auch die Veranstaltungen der freien Szene zu besuchen.

Stoißer unterbreitet noch den Vorschlag öffentliche Plakatierflächen für die freie Szene in der Innenstadt bereitzustellen, an der Veranstalter*innen selbst Plakate aufhängen können. Petritz hat Bedenken bezüglich Auflagen und Regulierung. Wie stelle man etwa sicher, dass unberechtigte nicht auch plakatieren? Er wisse nicht, ob er das in einem Jahr positiv bestätigen kann, nimmt es jedoch gerne mit.

Auch in einer klar für die Kultur eintretenden Kommunikation der Stadt liege noch viel Potenzial, so Stoißer. Sie wünsche sich ein aktives Auftreten der Entscheidungsträger*innen z.B. durch öffentliche Statements, die sich hinter die Kultureinrichtungen stellen, wenn es Beschwerden von Anrainer*innen gibt. Petritz erwidert, es sei schwierig, sobald es ein behördliches Verfahren gibt, seien der Politik die Hände gebunden. Horny verweist auf das Veranstaltungsgesetz und die damit verbundenen Auflagen.

Zum Abschluss betont Stoißer nochmals die Zusage von Micheler, den Klagenfurter Kulturkalender auf ein kurzfristigeres Format gemeinsam umzugestalten.

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