Nachhaltige Mobilität bei Kultureinrichtungen - Dialogveranstaltung in Vorarlberg

Unter dem Titel "KULTUR=MOBIL" organisierten die IG Kultur Vorarlberg, das Theater am Saumarkt Feldkirch, die Kulturbühne AMBACH Götzis und das Kulturbüro Bregenzerwald Ende Februar eine Dialogveranstaltung zum Thema nachhaltige Mobilität bei Kultureinrichtungen. Der Einladung nach Alberschwende im Bregenzerwald folgten rund 20 Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur und Kulturvermittlung, Musik, Architektur, Mobilität, Tourismus, Software- und Regionalentwicklung. Das Ziel des Dialogs war, vielfältige Expertisen und Erfahrungen zum Thema einzuholen, um relevante weitere Schritte in Richtung CO2-Reduktion im Kultursektor zu setzen. 

„Wie ermöglichen wir einen nachhaltigen Kulturbesuch?“

Rund 20 Expert:innen aus Kultur- und Tourismusbetrieben, Kulturverwaltung, Kunst, Software- und Regionalentwicklung folgten der Einladung zu dieser Leitfrage Ende Februar ins Gunzhaus in Alberschwende und tauschten sich über Bedürfnisse und Notwendigkeiten zum Thema Umweltbewusstsein, Mobilität und Nachhaltigkeit aus.

Inspiriert von guten Beispielen in Kulturbetrieben aus dem In- und Ausland wurden in drei Gruppen jeweils konkrete Ideen beleuchtet und auf ihre kurz-, mittel- oder langfristige Umsetzbarkeit überprüft.  Ziel der Veranstaltung war ein Erfahrungs-, Wissens- und Ideenaustausch unterschiedlicher Einrichtungen und spartenspezifischer Hintergründe. Dieser bot einerseits einen Netzwerkaufbau und andererseits zahlreiche Perspektiven sowohl für die Bewusstseinsbildung als auch für konkrete Umsetzungen CO2-reduzierender Maßnahmen in Kultureinrichtungen.
 

Vorgespräche

Der Idee voran ging ein regelmäßiger Austausch zwischen Mirjam Steinbock/IG Kultur Vorarlberg, Sabine Benzer/Theater am Saumarkt, Veronika Sutterlüty/Kulturbüro Bregenzerwald und Hannes Jochum/Kulturbühne AMBACH mit dem Ziel, ein Nahverkehrs-Angebot für den gesamten Kulturbereich zu bieten. Das Angebot soll die Sichtbarkeit autonomer Kulturinitiativen und ihrer offenen Zugänge erhöhen und ein Bewusstsein innerhalb und außerhalb der Kulturbetriebe für das Thema Nachhaltigkeit stärken. Fazit der Vorgespräche war, dass die Themen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Erreichung der Klimaziele öffentlich wirksamer werden und dass Kunst und Kultur dazu ansprechende und attraktive Lösungen anbieten können. Um weitere wesentliche Aspekte aus anderen Branchen und Blickwinkeln einzuholen und das Netzwerk zu vergrößern, entschied sich die Projektgruppe zu dieser Dialogveranstaltung, die neben einem wertschätzenden und offenen Austausch vor allem dazu motivierte, einfache und wirkungsvolle Nachhaltigkeits-Maßnahmen sofort umzusetzen.

 

Und wie geht es weiter?

Die Veranstaltung wurde dokumentiert und der Kontakt zum neuen Netzwerk ist aufrecht. Begeistert von der großen Resonanz und den vielfältigen Möglichkeiten hat das Projektteam inzwischen die erarbeiteten Ideen und Projekte unter Berücksichtigung der geäußerten Wünsche und Bedürfnisse reflektiert. Aktuell ist es damit beschäftigt, Ressourcen für eine Weiterführung des Projekts zu gewinnen. (Stand Anfang April 2024)

 

Auszug der guten Beispiele
 

  • Frauenmuseum Hittisau - Umweltzeichen seit September 2023

    Nachhaltigkeitserklärung:
    Das FMH Frauenmuseum Hittisau verpflichtet sich, den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu gehen. Unsere Nachhaltigkeitserklärung versteht sich als lernendes, auf Erfahrungen der gelebten musealen Praxis anzupassendes Instrument, das fortlaufend evaluiert und weiterentwickelt wird.

    Bekenntnis:
    •    Das FMH bekennt sich zur Nachhaltigkeit und ist sich seiner Verantwortung gegenüber der Umwelt bewusst. Ressourcen und Bestände für zukünftige Generationen zu bewahren und ein Wissen um diese weiterzugeben, ist Aufgabe und Anspruch des Museums. Wir begreifen nachhaltiges Handeln als Chance und Auftrag zugleich.
    •    Das FMH übernimmt Verantwortung für Kultur und Natur. Der menschengemachte Klimawandel und seine unmittelbaren Folgen haben besonders starke Auswirkungen auf Frauen*. Sie machen vor Ort und weltweit die Mehrheit der ökonomisch benachteiligten Menschen aus und sind hier und dort für die landwirtschaftliche Arbeit und Nahrungsmittelproduktion verantwortlich. Dies erhöht ihre persönliche und wirtschaftliche Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel und dessen Folgen. Diese Themen greifen wir auch in unserem Programm auf.
    •    Unsere Ausstellungen und Projekte realisieren wir möglichst ressourcenschonend. Zum Einsatz kommt ein modulares System, das an die jeweiligen Anforderungen einer Ausstellung angepasst werden kann. Vorhandene Ausstellungsarchitekturen werden nach Möglichkeit für die nachfolgenden Projekte adaptiert und dort integriert. Neuanschaffungen sollen wiederverwendbar oder recycelbar sein. Regionale Produzent*innen und kurze Wege werden bevorzugt.
    •   Wir verpflichten uns zu einem achtsamen Umgang mit der Natur. Unsere Veranstaltungen und Projekte nehmen auf ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit Rücksicht.

 

  • Freie Fahrt zu Kultur - Kostenloses Kulturticket für Vorarlbergs Schulklassen

    Mit dem Projekt der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg erhält jede Schulklasse mit der FREIEN FAHRT ZUR KULTUR pro Schuljahr zwei Freifahrten mit Bus und Bahn. Ziel ist ein niederschwelliges Erlebnis von Kunst und Kultur im ganzen Land. Kinder und Jugendliche kommen damit einerseits möglichst früh in Kontakt mit kulturellen Angeboten des Landes und werden andererseits für die Möglichkeiten einer umweltfreundlichen Anreise sensibilsiert.

     
  • Brotfabrik Kulturprojekt 21 e.V. - Klimaneutrale Kulturveranstaltungen

    Selbstversuch: Da die Umstellung auf Ökostrom allein nicht ausreicht, beteiligt sich die Brotfabrik seit 2018 am Projekt „Energieeffizienz in Soziokulturellen Zentren“

    „Die An- und Abreise der Gäste ist ein wesentlicher Faktor bei der Betrachtung klimafreundlicher Veranstaltungen. Im Rahmen des Projekts „Selbstversuch: Klimaneutrale Kulturveranstaltungen in der soziokulturellen Praxis“ wollen wir das Anreiseverhalten unserer Gäste evaluieren. Da das Mobilitätsverhalten der Gäste den größten Anteil am CO2-Abdruck einer Veranstaltung ausmacht und wir keinerlei Detailwissen über das An- und Abreiseverhalten unserer Besucher haben, entstand die Idee in einem ersten Schritt eine Umfrage durchzuführen. 
     

  • Rheinkultur - Open Air-Musikfestival in Bonn

    Von 1983 – 2011 veranstaltete der Verein Bonner Rockmusiker jährlich ein eintägiges Open-Air-Musikfestival in der Bonner Rheinaue mit freiem Eintritt.

    Inhalte/Besonderheiten:
    •    Durchschnittlich etwa 170.000 Besucher, zählte zu den größten Veranstaltungen dieser Art in Deutschland. Das Festival finanzierte sich nahezu ausschließlich über den Getränkeverkauf, Sponsoren und einen Zuschuss der Stadt Bonn.
    •    Besonderer Wert wurde auf Umweltschutz gelegt, weil verortet im öffentlichen Park Bonner Rheinaue mit empfindlicher Vegetation
    •    Besucher:innen wurden durch verschiedene Aktionen auf die Umweltproblematik hingewiesen. 
    •    Angebot an Festivalbesucher:innen: das bei Anreise freigesetzte CO2 kostenlos durch Wiederaufforstung kompensieren zu lassen. 2009 konnte Festival komplett CO2-neutral produziert werden.
    •    Seit 2005 trug das Festival das Umweltschutz-Siegel „Sounds for Nature“ des Bundesamtes für Naturschutz. Auch die europäische Festivalorganisation Yourope zeichnete seit 2007 das Festival mit ihrem "Green'n'Clean"-Award für Umweltschutz und Nachhaltigkeit aus.
    •    Im Jahr 2008 riefen die Veranstalter mit „Green Rocks“ zusätzlich ihr eigenes Umweltlabel ins Leben. Die Besucher des Festivals hatten auch die Möglichkeit, durch den Erwerb einer sogenannten „Green Card“ die Umweltschutzbemühungen des Festivals zu unterstützen.

 

Professionelle Begleitung

Mag.a (FH) Julia Weger - WEGWEISER - Büro für nachhaltige Ideen

Wenn Kunst- und Kultureinrichtungen beim Thema Nachhaltigkeit vorangehen, nehmen sie ihre besondere Verantwortung in der Gesellschaft wahr. Nachhaltiges Denken und Handeln sind ein Motor für Innovation und lohnen sich auf vielen Ebenen. Um ins Tun zu kommen, begleite ich Sie Schritt für Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.


 

KULTUR=MOBIL ist ein Kooperationsprojekt von IG Kultur Vorarlberg, Theater am Saumark, Kulturbühne AMBACH und Kulturbüro Bregenzerwald

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