Die Geschichte der IG Kultur von 1990 - 2000
Die Geschichte der IG Kultur Österreich beginnt im Grunde genommen schon lange vor ihrer Gründung im Juni 1990: Bereits in den frühen 80er Jahren wurden in der Szene autonomer Kulturarbeit erste österreichweite Vernetzungsversuche unternommen.
Erste Vernetzungsversuche
Die Geschichte der IG Kultur Österreich beginnt im Grunde genommen schon lange vor ihrer Gründung im Juni 1990: Bereits in den frühen 80er Jahren wurden in der Szene autonomer Kulturarbeit erste österreichweite Vernetzungsversuche unternommen. 1982 fand das Neuberger Symposium statt, bei dem hauptsächlich die ökonomischen Probleme der autonomen Kulturarbeit diskutiert wurden. Ein Ergebnis dieses Symposiums war der Beschluß der "Neuberger Resolution", einem kulturpolitischen und kulturökonomischen Forderungskatalog, der sich an Bund, Länder und Gemeinden richtete. Außerdem wurde die Gründung des Service-Rings beschlossen, einer ganz Österreich erfassenden exekutiven Kooperationsebene mit dem Zweck des gegenseitigen Austauschs und der Festigung der autonomen Kulturszene. Aber schon ein halbes Jahr nach seiner Gründung mußte der Service-Ring wieder eingestellt werden, da für eine Weiterführung nicht genug Ressourcen vorhanden waren.
Im Rahmen eines weiteren Symposiums 1984 in Villach wurde trotz (oder wegen) der Zurückhaltung des Bundes bei der Fördervergabe beschlossen, einen österreichischen Dachverband zu gründen. In der Folge wurden erstmals Statuten einer IG Kultur Österreich formuliert. In einem dritten Symposium im gleichen Jahr in Baden bei Wien begann man mit der Leitbilddiskussion eines Dachverbandes autonomer Kulturarbeit. Trotz dieser konkreten Vorarbeiten und Bemühungen scheiterten die in den Jahren 1985 und 1986 unternommenen Versuche zur Realisierung eines Dachverbandes. Der Hauptgrund für dieses Scheitern ist wohl in der mangelhaften Vernetzung auf Ebene der Länder zu sehen. Zwar waren in einzelnen Bundesländern Vernetzungsversuche durchaus erfolgreich gewesen - so hatte sich etwa in Vorarlberg bereits 1980 die Arbeitsgemeinschaft kleiner Kulturveranstalter Vorarlbergs zusammengeschlossen und in Oberösterreich war 1982 dieKulturplattform Oberösterreich (KUPF) gegründet worden - aber erst Ende der 80er Jahre wurde mit der Herausbildung mehr oder weniger repräsentativer Vernetzungsstrukturen die Voraussetzung für die Gründung einer funktionierenden IG Kultur Österreich geschaffen.
Die IG Kultur Österreich konstituiert sich
1990 standen die Zeichen zur Gründung einer österreichweiten Interessenvertretung für autonome Kulturarbeit günstig: Die Szene selbst begann sich zu konsolidieren, in den Bundesländern existierten bereits einige funktionierende Vernetzungen, auf denen man aufbauen konnte. Die Bedeutung der autonomen Kulturszene als gesellschaftlich relevanter Faktor war nicht mehr zu übersehen und auch die Politik erkannte die Notwendigkeit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Arbeit der Kulturinitiativen.
Herbert Fux, grüner Abgeordneter zum Nationalrat, beantragte im Februar 1990 die Einrichtung eines Unterausschusses im Parlament, der sich mit den Belangen der regionalen Kulturarbeit in Österreich befassen sollte. Der Antrag wurde mit den Stimmen aller vier im Parlament vertretenen Parteien angenommen. In der Folge lud Hilde Hawlicek, Ministerin für Unterricht und Kunst, am 22. März VertreterInnen von ca. 40 österreichischen Kulturinitiativen und -vereinen zu einer Enquete nach Wien, die dem Erfahrungsaustausch dienen sollte. Die KulturarbeiterInnen begrüßten diese Initiative, befürchteten aber, wie Gerald Gröchenig vom Dachverband Salzburger Kulturstätten (später der erste Generalsekretär der IG Kultur Österreich) beschreibt, daß diese Enquete nach dem üblichen Schema ablaufen würde: Jeder der Anwesenden würde sein Elend beklagen, herrschende Defizite der Kulturförderung würden als individuelle Schicksale und Irrtümer dargestellt werden und nach dem Verteilen einiger "Zuckerl" würde sich die Runde wieder auflösen. Um dem entgegenzutreten, fanden sich einige der zur Enquete geladenen KulturarbeiterInnen am 8. März im Kultur- und Managementzentrum in St. Marienkirchen, OÖ, zu einem (“konspirativen”) Treffen zusammen, um eine Gegenstrategie zu entwickeln und eine Lösung für die anstehenden Probleme zu finden. In dieser Kerngruppe waren Gerhard Pilgram (UNIKUM Klagenfurt), Gerhard Eder (Jazzclub Saalfelden), Georg Hoanzl (OHO Oberwart), Ruth Seipel (Fraueninitiative Fabrik, Graz), Rainer Zendron (Stadtwerkstatt, Linz), Michael Bauer (Culturcentrum Wolkenstein), Janko Malle (Slowenischer Kulturverband), Christian Pirker (Podium, Kapfenberg), Wolfgang Tesmer (TU Wien), Herwig Pöschl (Kulturentwicklungsplan der Stadt Salzburg) und Gerald Gröchenig (Dachverband Salzburger Kulturstätten).
Der bei diesem Treffen erarbeitete Problem- und Forderungskatalog wurde an alle zur Enquete in Wien geladenen VertreterInnen der Kulturinitiativen und -vereine verschickt und am Tag der Enquete noch einmal diskutiert und bestätigt. Zur Gewährleistung des einheitlichen Auftretens einigten sich die TeilnehmerInnen, keine individuellen Forderungen zu stellen, sondern gemeinsam den Forderungskatalog zu präsentieren und durch einige Beispiele zu untermauern. Bei diesem Meeting wurde schließlich auch die Gründung einer österreichweiten Interessenvertretung, der IG Kultur Österreich, beschlossen.
Diese Strategie war ein voller Erfolg: Bei der Enquete in der Alten Schmiede fanden die PolitikerInnen einen "einigen Haufen" - so Gerald Gröchenig - vor, der sich durch nichts spalten ließ. Die gesamtpolitischen Forderungen für den Bereich der freien und autonomen Kulturarbeit wurden geschlossen - und daher mit großem Nachdruck - an die ParlamentarierInnen und BeamtInnen gerichtet und in einer Pressekonferenz am nächsten Tag der Öffentlichkeit vorgestellt.
Einen Monat später, am 29. April 1990, fand im Kulturgelände Nonntal in Salzburg die ProponentInnenversammlung der IG Kultur Österreich statt, bei der wieder etwas mehr als 40 VertreterInnen aus dem Bereich der autonomen Kulturarbeit zusammentrafen. Bei dieser Versammlung wurden die Statuten besprochen und die zukünftige Organisationsstruktur diskutiert.
Am 23. Mai 1990 wurde in Wien ein ExpertInnenhearing vor dem Unterausschuß des parlamentarischen Kulturausschusses abgehalten, an dem auch VertreterInnen der in Gründung befindlichen IG Kultur Österreich teilnahmen. Den Abschluß dieses Hearings bildete ein Entschließungsantrag zur Schaffung eines neuen Budgetansatzes für die "Förderung von Kulturinitiativen und Kulturentwicklungsförderung", ohne daß es deshalb zu Kürzungen bereits bestehender Budgetansätze im Bereich Kunst kommen sollte. Damit wurde einer der wichtigsten Forderungen der ProponentInnen der IG Kultur Österreich nachgekommen. Schließlich wurden der neue Budgetansatz, eine Förderstelle für Kulturentwicklung und Kulturinitiativen im Ministerium für Unterricht und Kunst (Abteilung IV/8) und ein Beirat zur Vorbereitung der Förderentscheidungen nach einem einstimmig angenommenen Entschließungsantrag aller im Parlament vertretenen Parteien vom 28. Juni 1990 eingerichtet - der erste sichtbare Erfolg der IG Kultur Österreich. Die IG Kultur wurde bei der Formulierung der Leitlinien der Abteilung IV/8 miteinbezogen und hatte bei der Besetzung des Beirates eine Beraterfunktion. Der Budgetansatz wurde nicht mit den geforderten öS 50 bis öS 100 Millionen, sondern nur mit öS 30 Millionen bestückt, was auf keinen Fall reichen konnte. Die IG Kultur Österreich nahm dies zur Kenntnis, gleichzeitig aber auch als Ansporn, für die nächsten Jahre mehr zu erkämpfen.
Schließlich fand am 17. Juni 1990 die konstituierende Generalversammlung der IG Kultur Österreich in Salzburg statt: Ein funktionierender österreichweiter Dachverband für autonome Kulturarbeit war damit nach fast einem Jahrzehnt der gescheiterten Versuche doch noch realisiert worden. Dazu hatten die bereits bestehenden Vernetzungen in den Bundesländern wie z. B. die KUPF, die Arge Region Kultur oder die Arge Jugendzentren stark beigetragen, aber auch die Einzelkämpfer für eine bundesweite Vernetzung und der "Chronist der Szene" Jeff Bernard, der mit seiner Studie über die "Strukturen autonomer Kulturarbeit in Österreich" die wissenschaftlichen Daten lieferte, auf der nicht zuletzt auch die Arbeit der IG Kultur Österreich basierte. Die IG Kultur Österreich, der genaue Vereinstitel lautete "IG Kultur - Österreichische Interessensgemeinschaft für autonome Kulturarbeit", hatte ihren Sitz in Salzburg, wo das Büro des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten als Infrastruktur für die Entwicklung der IG Kultur Österreich diente, bis ein eigenes Büro eingerichtet werden konnte. Der erste Vorstand wurde bei dieser Versammlung gewählt: Obmann wurde Franz Primetzhofer (KUPF und Kulturverein Kanal, OÖ), Maria Crepaz (Tiroler Kulturinitiative) Beisitzerin, Gerhard Pilgram (UNIKUM Klagenfurt) Kassier und Peter Dvorsky (Arge Jugendzentren, Wien) Schriftführer. Als Generalsekretär wurde Gerald Gröchenig vom Dachverband Salzburger Kulturstätten bestellt.
Aufgaben und Selbstverständnis der IG Kultur Österreich
Ihre wichtigsten Aufgabengebiete sah die IG Kultur Österreich in der internen Koordination bzw. der Schaffung einer Identität innerhalb der Szene autonomer Kulturarbeit, um kulturpolitische Veränderungen zugunsten der Kulturinitiativen zu initiieren. Die Kulturinitiativen sollten sich nicht mehr als Einzelkämpfer, sondern als wichtige Faktoren im österreichischen Kulturleben sehen. Für den nötigen regelmäßigen Informationsaustausch spielten die Bundesländervertretungen eine wichtige Rolle. Ein unmittelbares Hauptmotiv zur Gründung der IG Kultur war die Unzufriedenheit mit der materiellen Lage der meisten Kulturinitiativen, daher waren die Absicherung des Betriebs der Kulturarbeit und die Eindämmung der Selbstausbeutung in diesem Bereich (Stichworte Unterbezahlung bzw. Ehrenamt) wichtige Anliegen der IG Kultur. Die Interessenvertretung der Kulturinitiativen und -betriebe sollte nicht nur gegenüber dem Bund, sondern auch gegenüber Ländern und Gemeinden wahrgenommen werden. Auch der Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit zur Schaffung eines öffentlichen Bewußtseins für die Bedeutung der von den Kulturinitiativen geleisteten Arbeit (wichtigstes Instrument dabei war die damalige IG-Zeitschrift "Kultur bewegt") und die Weiterbildung bzw. Wissensvermittlung (Abhaltung von Seminaren und Symposien) waren Schwerpunkte der Arbeit der IG Kultur. Damit war klar, daß die IG Kultur nicht nur gewerkschaftliche Aktivitäten setzen, sondern auch als Service- und Koordinationseinrichtung für ihre Mitglieder dienen sollte.
Auf keinen Fall wollte die IG Kultur Österreich in eine Geldverteilerrolle gedrängt werden. Vielmehr sollte sie eine Verstärkerfunktion und aktive Haltung gegenüber den kulturpolitischen Rahmenbedingungen einnehmen. Demnach war die Einleitung einer bisher nicht oder nur ansatzweise vorhandenen gesamtösterreichischen kulturpolitischen (wie Obmann Franz Primetzhofer meinte auch tendenziell gesellschaftspolitischen) Diskussion eine wesentliche Aufgabe der IG Kultur Österreich. Es ging der IG also nicht vorrangig um die Herstellung und Besetzung von Beiräten, sondern vielmehr um die Erarbeitung und Durchsetzung von Kriterien und schließlich um deren Umsetzung.
Schon in den Anfangsjahren erkannte die IG Kultur Österreich die Bedeutung einer breiteren Vernetzung im Kulturbereich. Die IG Kultur war daher bestrebt, sowohl national mit anderen Interessenvertretungen im Kulturbereich wie IG AutorInnen oder IG Freie Theaterarbeit zu kooperieren, sich aber auch international zu vernetzen. Bereits in den ersten Jahren nahmen VertreterInnen der IG Kultur Österreich an internationalen Konferenzen und Symposien teil, wodurch die IG Kultur vom internationalen Erfahrungsaustausch profitieren konnte.
Vernetzungsversuche auf Landesebene
Im Zuge der Gründung einer österreichweiten Vernetzung kam es auch in den Bundesländern zu einer intensiveren Zusammenarbeit der Kulturinitiativen. Wo es nicht schon bestehende Vernetzungen gab, wurden - mehr oder weniger erfolgreich - Landes-IGs gegründet. Im Mai 1991 fand in Salzburg ein Symposium zum Thema "Organisation und Finanzierung der Bundesländervertretungen" statt, bei dem Lösungen zur Aufbringung der fehlenden Geldmittel zum Aufbau von funktionierenden Landesvernetzungen gesucht werden sollten. Viele Länder sträubten sich, Interessenzusammenschlüsse auf Länderebene angemessen zu finanzieren. Es hing aber von gut organisierten und kulturpolitisch entwickelten Länderverbänden ab, wieviel Druck auf die Länder ausgeübt werden konnte. Insofern wurde ein impulsartiges Eingreifen des Bundes beim Aufbau föderativer Vernetzungsstrukturen von der IG Kultur Österreich immer für notwendig und sinnvoll erachtet. Schon von Beginn an forderte die IG Kultur daher vom Bund eine finanzielle Unterstützung des Vernetzungsprojekts und eine mittelfristige Förderung von Kulturinitiativen. Die IG Kultur berief sich bei ihrer Forderung auf die Leitlinien für den Budgetansatz für Kulturinitiativen, in denen festgehalten wurde, daß auch Projekte, die zur Vernetzung und Qualifizierung von Kulturinitiativen beitragen, gefördert werden sollten.
Diese Grundlage und die Tatsache, dass sich der Bund weigerte, die Arbeit der Landesvernetzungen zu finanzieren, führten in der Funktionsperiode 1996 - 1998 zu einer Bedarfserhebung der Landesvernetzungen und der Entwicklung eines Finanzierungsmodells, in dem sich der Bund verpflichten sollte, neben den Ländern einen Beitrag zum Aufbau bzw. zur Weiterentwicklung der Landesvernetzungen zu leisten. Das Finanzierungsmodell konnte trotz dieser Bemühungen bis heute nicht umgesetzt werden.
Die ersten Jahre: Kampf um Akzeptanz
Im ersten Jahr ihres Bestehens war die IG Kultur Österreich stark mit dem Aufbau der eigenen Strukturen (Umsetzung ihres Kommunikationskonzeptes, Aufbau und Finanzierung der Landesvernetzungen, Bürosuche, interne Kommunikation etc.) beschäftigt. Die Herausarbeitung von Problemfeldern der autonomen Kulturarbeit sollte als Basis für die Entwicklung eines weiterführenden Arbeitsprogrammes dienen. Auch die kritische Reflexion der neu eingeführten Strukturen und Kompetenzen des Bundes war ein zentraler Bereich, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Beirat der Abteilung IV/8 lag. Entgegen den Erwartungen sollte der Beirat nur mit Anträgen über öS 100 000,- befaßt werden. Das gab der IG Kultur Österreich zur Befürchtung Anlaß, der Beirat könnte - kaum eingesetzt - in vielen Fällen übergangen werden, da viele der Ansuchen unter dieser Grenze lagen.
Eines der wichtigsten Themen im Bereich der Rahmenbedingungen autonomer Kulturarbeit, in dem sich die IG Kultur Österreich in ihren Anfangsjahren engagierte, war die drohende Einführung eines Intendantenprinzips und einer "Kulturholding". Die IG Kultur Österreich sprach sich in mehreren Stellungnahmen gemeinsam mit der IG AutorInnen vehement gegen Bestrebungen der Privatisierung der Kulturförderung in dieser Form aus. Dabei wurden vor allem die daraus resultierenden doppelten Verwaltungsstrukturen, die Verhinderung einer demokratischen Kontrolle durch die Einsetzung von Intendanten und die Enthebung der KulturpolitikerInnen aus ihrer Verantwortlichkeit für Entscheidungen kritisiert. Schon damals wies die "Plattform gegen die Verwirklichung von Intendantenmodellen in der Kulturarbeit und Kunst" von IG Kultur Österreich/IG AutorInnen auf die drohende Festivalisierung und Etablierung einer Spektakelkultur hin, die eine Bedrohung für vor Ort arbeitende kleine Kulturinitiativen darstellen würden.
Im Jahr 1992 befand sich die IG Kultur in einer schwierigen Entwicklungsphase. Das Verhältnis zwischen der IG Kultur Österreich und dem Bund (in Form der Abteilung IV/8) war stark angespannt: Die Abteilung hatte die Forderung der IG Kultur nach einer (zumindest) teilweisen Förderung der Landesvernetzungen abgelehnt, der Informationsfluß vom Ministerium zur IG ließ stark zu wünschen übrig und die IG Kultur befürchtete aufgrund der Förderpraxis der Abteilung IV/8, daß der Fördertopf für Kulturinitiativen schleichend in einen Fördertopf für Kunstinitiativen umgewidmet werden könnte. Der Vorstand der IG Kultur kritisierte Bestrebungen der Abteilung IV/8, Agenden, die eigentlich Aufgabe der IG wären, an sich zu ziehen. Als Beispiele für diese Versuche, die IG Kultur zu übergehen, sind die Einrichtung einer Consultingstelle und das Ausbildungsprojekt "Kulturmanagement", das ohne Diskussion mit der Szene bzw. der IG gestartet wurde, zu nennen.
Auch intern hatte die IG Kultur Österreich nach der Aufbauphase ihre Struktur und Arbeitsfelder neu zu überdenken. Die föderative Organisation war zu dieser Zeit noch relativ unflexibel, da die Landesvernetzungen selbst Probleme mit dem Aufbau ihrer Struktur hatten und die kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Bundes-IG daher nicht immer einfach war. In der Aufbauphase hatten die serviceorientierten Funktionen der IG Kultur an Bedeutung gewonnen und die kulturpolitischen Aufgaben in den Hintergrund gedrängt. Die IG Kultur versuchte dieser Entwicklung entgegenzuwirken und wieder mehr kulturpolitisches Profil zu erlangen: Ein Ergebnis davon war die Formulierung eines Forderungskatalogs an die Landeskulturreferenten.
Ein weiteres Projekt in diesem Jahr war die Einrichtung eines Arbeitskreises zur Berufsfelddefinition im Bereich des Kulturmanagements. Bis 1994 sollte der Arbeitskreis ein Konzept zum Aufbau einer Berufsgruppenvertretung mit dem Ziel einer Aufwertung des Berufsbildes und der besseren Planbarkeit in Budgetbelangen erarbeiten.
93-94: Krisenphase und Neustrukturierung
Während es für 1992 eines der Hauptziele gewesen war, durch die Öffentlichkeitsarbeit eine Akzeptanzsteigerung in der kulturinteressierten Öffentlichkeit zu erlangen, wurde für 1993 - wie schon erwähnt - eine verstärkte Vermittlung der politischen Forderungen in den Vordergrund gestellt. Hierbei war die Forderung nach einer Erhöhung des Kulturbudgets in den Ländern das wichtigste operationale Anliegen. Ein Grund für die Forcierung der öffentlichen Vermittlung kulturpolitischer Anliegen war eine Umfrage, welche die IG Kultur Österreich 1992 unter freien Kulturinitiativen und -vereinen durchgeführt hatte. Dabei wurde die Arbeit der IG zwar als grundsätzlich positiv bewertet, Defizite wurden allerdings hinsichtlich der Interessenvertretung geortet.
1993 war ein sehr widersprüchliches Jahr für die IG Kultur Österreich. Das Budget konnte konsolidiert und den wesentlichsten Aufgaben nachgekommen werden, zunehmende Differenzen zwischen dem Vorstand und der Geschäftsführung erschwerten aber das Handeln der IG Kultur Österreich. Gleichzeitig war das Profil der IG Kultur zu verschwommen, das Selbstverständnis nicht eindeutig definiert und es war nicht ganz klar, in welche Richtung sie sich entwickeln würde. Das Verhältnis zwischen Basis und Vorstand war aufgrund der fehlenden Transparenz bei den oben angesprochenen Differenzen gespannt, was bei langen Diskussionen auf der in zwei Teilen abgehaltenen Generalversammlung im März 1994 zum Ausdruck kam. Schließlich wurden auf dieser Generalversammlung einige Maßnahmen gesetzt, welche die IG Kultur Österreich aus der Krise führen sollten: Ein bis auf den Obmann neu besetzter Vorstand wurde gewählt und die Einsetzung eines Länderbeirats auf Basis des 1993 etablierten "Fachbeirats Bundesländer" beschlossen. Letzterer sollte eine bessere Kommunikation und Koordination zwischen dem Vorstand und den Landesvernetzungen gewährleisten. Der Vorstand wurde von vier auf sechs Personen aufgestockt, da von nun an auch zwei Mitglieder des Länderbeirats vertreten waren. Weiters wurde ein Fachbeirat eingesetzt, der den Vorstand bei der Reflexion und der kulturtheoretischen Basisarbeit beraten und unterstützen sollte. Und schließlich wurde der Name der IG Kultur Österreich in "IG Kultur Österreich - Interessensgemeinschaft der freien und autonomen Kulturarbeit" geändert. Gerald Gröchenig stand als Geschäftsführer nicht mehr zur Verfügung und wurde im April von Andrea Hummer abgelöst.
Der neue Vorstand nahm im Zuge der Neustrukturierung die "Straffung der funktionalen Hierarchie" (Franz Primetzhofer) in Angriff, insbesondere hinsichtlich des Verhältnisses zwischen der Bundes-IG und den Landes-IGs. Aufgrund der unterschiedlich entwickelten und handlungsfähigen Landesvernetzungen war die Zusammenarbeit erschwert - der Länderbeirat konnte als "kommunikatives und politisches Scharnier" (Franz Primetzhofer) zwischen der IG Kultur und den einzelnen (teilweise erst potentiellen) Länderorganisationen diesem Problem entgegentreten. Die einzelnen Vorstandsmitglieder teilten bestimmte Arbeitsbereiche und die Zuständigkeit für einzelne Bundesländer unter sich auf, um eine effizientere Betreuung der Mitglieder zu erreichen und die Geschäftsführung zu entlasten. Auch die Grundsätze und Arbeitsschwerpunkte der IG Kultur Österreich sollten geklärt und überdacht werden. In einer Untersuchung über das Selbstverständnis der IG Kultur Österreich wurden als wichtige Punkte die Organisationsreflexion und weitere Demokratisierung der Organisationsstrukturen (z.B. durch Aufwertung des Länderbeirats) angeführt. Weiters wurde die Bedeutung der Grundsatzarbeit im Sinne eines Vorantreibens des gemeinsamen Selbstverständnisses der Szene wieder hervorgehoben. Die empirische Fundierung der freien Kulturszene war für eine erfolgreiche Interessenpolitik zu schwach, da es keinen Überblick über den tatsächlichen Budgetbedarf, das Programm- und Anforderungsprofil der Szene, die Arbeitsbedingungen usw. gab, die als Vergleich zur "Hochkultur" herangezogen werden könnten. Daher beschloß die IG Kultur die Durchführung einer Basisdatenerhebung, um die Politik und die Forderungen der IG Kultur wissenschaftlich zu untermauern. Die IG Kultur sollte sich zu einem kompetenten und kritischen Faktor mit kulturpolitischem Gewicht entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Einschnitt in der Geschichte der IG Kultur Österreich war die Standortverlegung des IG-Büros nach Wien, die 1994 beschlossen wurde, um näher an der Bundespolitik und Kooperationspartnern zu sein und damit leichter informelle Kontakte knüpfen zu können. Gleichzeitig wurde als Ausgleich (zum "Wasserkopf Wien") beschlossen, Sitzungen und Veranstaltungen dezentral abzuhalten. Außerdem wurde die Bedeutung der Kooperation mit anderen Interessenvertretungen hervorgehoben. Durch die Forcierung der Zusammenarbeit und einen ständigen Austausch könnten z.B. Forderungen nachdrücklicher vorgebracht, Forschungsergebnisse oder Expertisen effizienter genützt und Parallelarbeiten vermieden werden.
Exkurs: Kampf gegen die zunehmende Kulturfeindlichkeit
Das Auftreten gegen Kulturfeindlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte der IG Kultur Österreich. 1992 stand die IG Kultur unter dem Eindruck des veränderten kulturpolitischen Klimas in Österreich: Der IG Kultur war es ein wichtiges Anliegen, auf den allgemeinen Rechtsruck und das wachsende "Engagement" der FPÖ im Bereich der Kulturpolitik hinzuweisen. Gemeinsam mit der KUPF protestierte die IG Kultur gegen die pauschale Kriminalisierung von Ausländerkulturvereinen durch das "Ausländer-Volksbegehren" der FPÖ. Der Vorstand sprach sich vehement gegen die Politik der FPÖ aus und verfolgte den Aufstieg Jörg Haiders kritisch und aufmerksam. So schrieb der Obmann Franz Primetzhofer 1992 in seinem Bericht an die Generalversammlung: "Die Politik der FPÖ mit Haider fordert Einheitlichkeit, Unterwerfung und Ausgrenzung alles Andersartigen. Für eine freie Kunst und Kulturentwicklung ist hier von vorneherein kein Platz". Um die rassistische und kunst- und kulturfeindliche Ausrichtung der FPÖ zu belegen, legte die IG Kultur eine Sammlung mit entsprechenden Aussprüchen von FPÖ-PolitikerInnen an.
Im August 1993 erhob die IG Kultur gemeinsam mit SOS Mitmensch in einer Resolution gegen die - die Freiheit der Kunst verletzenden - Aufenthalts- und Fremdengesetze Einspruch.
Ende 1994 / Anfang 1995 setzte eine Politisierung der IG Kultur ein, die auf das - nicht nur für Kulturinitiativen - zunehmend verschärfte politische und ökonomische Klima der Intoleranz zurückzuführen ist: Die IG Kultur startete eine Kampagne zum Themenschwerpunkt "Kulturstürmerei". Nach dem Bombenanschlag in Oberwart, dem vier Roma zum Opfer fielen, rief die IG Kultur zusammen mit dem Hauptverband der österreichischen Buchhändler dazu auf, vermehrt auf die Gefahren des Rechtsextremismus und sein aktuelles politisches Umfeld aufmerksam zu machen. Zudem unterstützte die IG Kultur eine Studie der KUPF über kulturfeindliche Tendenzen. Im Februar 1995 erschien die Zeitschrift "IG Kultur quer - Kulturstürmerei in Österreich", die sich konkret mit der zunehmenden Kulturfeindlichkeit und den dahintersteckenden Strategien befasste.
Im gleichen Jahr schlossen sich Kunst- und Kulturschaffende aus allen Sparten, engagierte Einzelpersonen und Initiativen - darunter auch die IG Kultur Österreich - zur unabhängigen und überparteilichen Aktionsplattform "Kunst der Freiheit" zusammen, die sich gegen rechtspopulistische, nationalistische und autoritäre Tendenzen in Österreich richtete. Dieses Solidaritätskomitee veranstaltete unter anderem eine Plakataktion und einen "Informationstag der besonderen Art" gegen den "Sparpopulismus" und die zunehmende Diffamierung und Ausgrenzung Andersdenkender.
Nachdem 1996 ein Brandanschlag auf die "Villgrater Kulturwiese" in Tirol verübt wurde, hieß es in einer Presseaussendung der IG Kultur in Richtung FPÖ: "Wer Vernaderung, Verunglimpfung und Haß in seiner Rede führt, bereitet den Boden auf für Gewalt gegen Menschen und Dinge." Die IG Kultur forderte dazu auf, die sich verdichtenden Signale von Kulturfeindlichkeit ernst zu nehmen und bestärkte die Kulturinitiativen darin, ihr Engagement in Richtung Vermittlungsarbeit zu intensivieren. Im gleichen Jahr gab die IG Kultur eine Studie in Auftrag, die sich mit dem Kulturkampf in Österreich beschäftigte und den rechtsextremen Diskurs um Kunst und Kultur analysierte.
Die zunehmende Kulturfeindlichkeit war aber nicht nur auf die FPÖ beschränkt. Eine stillere, aber letztlich umso wirksamere, Kulturfeindlichkeit manifestierte sich in der Streichung von Mitteln der öffentlichen Hand und führte zu einer empfindlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Kulturschaffenden.
Verschärfung der Rahmenbedingungen und erneute Strukturdebatte
Vor der Volksabstimmung über den Beitritt zur EU im Jahr 1994 äußerte die IG Kultur Österreich die Befürchtung, dass die materiellen Existenzbedingungen der freien Kulturinitiativen gefährdet sind. In einem offenen Brief forderte die IG Kultur Österreich die kulturpolitisch Verantwortlichen beim Bund, den Ländern und Gemeinden dazu auf, auch in Zukunft die Existenzbedingungen der freien und autonomen Kulturarbeit zu gewährleisten. Doch die Rahmenbedingungen für die freie Kulturarbeit wurden zunehmend härter: 1995 stagnierte das Budget der Abt. III/8, diese Situation wurde durch die Kürzung oder den vollständigen Ausfall anderer Fördertöpfe für die Finanzierung der Vermittlung von zeitgenössischer Kunst und Kultur verschärft.
Die Anforderungen an die IG Kultur wurden durch Sparpakete und in einem zunehmend kulturfeindlicheren Klima schwieriger, sie mußte einerseits die eigenen organisatorischen Strukturen weiter ausdifferenzieren (z.B. Zeitung, Seminare usw.) und gleichzeitig auf die für die freie Kulturszene verschärften Umfeldbedingungen (wachsende legistische Belastung der Kulturinitiativen, Werkvertragsregelung, erhöhte Posttarife, Finanzierungskürzungen usw.) reagieren und agieren.
1995 wurde der Schwerpunkt vom Service- und Beratungsangebot auf eine "parallele Kulturpolitik" (Gerald Raunig) verlegt, d.h. eine Kulturpolitik parallel zu jener der politischen Parteien. Das Symposium "Kulturrisse. Relevanz und gesellschaftliche Funktionen der freien Kulturarbeit", das Ende 1995 veranstaltet wurde, war ein Schritt in Richtung Grundsatz- und Leitlinienkompetenz der IG Kultur. Das Symposium war ein Beitrag zur Bewußtwerdung der freien Kulturszene als politisches/kulturpolitisches Subjekt.
Nach dem Beitritt Österreichs zur EU trat die IG Kultur 1995 dem European Forum for the Arts and Heritage (EFAH) bei, einem internationalen Netzwerk europäischer Kunst- und Kulturvereinigungen, das 1992 in Brüssel gegründet worden war. Das EFAH hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Kulturpolitik verstärkt in die EU einzubringen. Seit Sommer 1997 ist die IG Kultur Österreich im Vorstand des EFAH vertreten, wodurch die IG Kultur unter anderem in der Lage ist, direkt an Expertengutachten und Stellungnahmen bei der Neugestaltung der EU-Kulturförderprogrammen mitzuarbeiten und Lobbying für die freie Kulturarbeit auf EU-Ebene vorzunehmen.
1996 war ein kulturpolitisch ereignisreiches Jahr, das in der Umwandlung des Kunstministeriums in ein Staatssekretariat seinen Höhepunkt fand. Die Arbeit der IG Kultur war daher vom Organisieren von Plattformen und Aktionen geprägt. So wurde gemeinsam mit der IG AutorInnen und der IG freie Theaterarbeit die "Plattform für 1 Ministerium" gegründet, die ein neues Ministerium mit den Aufgabenbereichen Kultur, Kunst, Medien und Kommunikation forderte. Die IG Kultur stellte zudem fest, daß die öffentliche Hand in den letzten fünf bis zehn Jahren zwar die Bedeutung der freien zeitgenössischen Kunst- und Kulturszene erkannt und sie zu fördern begonnen hatte, sich aber gleichzeitig die Rahmenbedingungen (vor allem im sozialen Bereich) verschärften. Die Arbeitsmarktpolitik, die für viele Kulturschaffende die Arbeit ohne Selbstausbeutung erst ermöglichte, hatte sich zunehmend mit ihren Förderungen aus dem Bereich der zeitgenössischen Kunst und Kultur zurückgezogen. Auflagen für Veranstaltungsbewilligungen wurden verschärft, die geplante Sozialversicherungspflicht für Werkverträge war für kleine Kulturinitiativen kaum leistbar und vielerorts kam es zu Kürzungen der Kunst- und Kulturbudgets.
Innerhalb der IG Kultur kam es zu personellen und strukturellen Veränderungen: Anfang 1996 wurde die publizistische Schiene der IG Kultur Österreich mit der Dokumentation des Symposiums "Kulturrisse" gestartet und die gleichnamige Zeitschrift publiziert, was die freie Kulturszene stärker in die öffentliche Aufmerksamkeit rücken sollte. Die seitdem regelmäßig fünf Mal im Jahr erscheinenden Kulturrisse lösten die IG-Infoblätter ab, die einerseits der Mitgliederinformation gedient, aber auch die Darstellung der eigenen Arbeit vor einer interessierten Teilöffentlichkeit ermöglicht hatten. Die internen Informationen wurden ab nun in den ca. 10x im Jahr erscheinenden Mitgliederinfos, die nur Mitglieder der IG Kultur erhalten, weitergegeben. Die "Kulturrisse" sollten sich stärker mit dem kulturtheoretischen Diskurs beschäftigen, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagen. Außerdem wurde mit der Durchführung der Basisdatenerhebung begonnen, deren Hauptziel es war, den Bereich der freien Kulturarbeit zu dokumentieren und österreichweit vergleichbar zu machen. Im September 1996 verließ die Geschäftsführerin Andrea Hummer die IG Kultur Österreich, ihre Nachfolgerin wurde Gabriele Gerbasits.
1997 befand sich die IG Kultur Österreich wieder in einer Strukturdebatte. Die Kommunikation und der Zusammenhalt innerhalb der IG sollten gestärkt und die Mitglieder im Sinne einer inneren Demokratisierung intensiver in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Bei dieser Diskussion um eine Strukturreform ging es vor allem um das Verhältnis zwischen Vorstand und Länderbeirat. Es wurde diskutiert, ob das Bestimmungsrecht des Länderbeirats insofern ausgedehnt werden sollte, als daß der Länderbeirat statt einem Drittel die Hälfte der IG-Vorstandsmitglieder stellen sollte. Das Ergebnis dieses Prozesses, der mit einer ordentlichen und einer außerordentlichen Generalversammlung 1997 abgeschlossen wurde, war die Beibehaltung der bisherigen Vorstandsstrukturen, die Präsentation einer eigenen Geschäftsordnung für den Länderbeirat, die er sich erarbeitet hatte, und die Umbenennung des Länderbeirats in "Ländervertretung“.
Große Herausforderungen und neuer Elan: Die IG Kultur auf dem Weg ins nächste Jahrzehnt
Seit 1998 startete die IG Kultur Österreich mit einem neuen Vorstand und einem neuen, personell erweiterten Büro eine Reihe von Projekten: Die Basisdatenerhebung wurde abgeschlossen und ein Endbericht verfaßt, eine Homepage zur Präsentation im Internet erstellt, ein umfassendes Handbuch zu Förderungsmöglichkeiten für Kulturinitiativen in Auftrag gegeben und eine Generalversammlung der EFAH in Wien organisiert. Weiters begann die IG Kultur mit dem Aufbau eines Dokumentationsarchivs und veranstaltete das Symposium „Kunsteingriffe. Möglichkeiten politischer Kulturarbeit“. Im Bereich der Medien- und Radioinitiativen zeigte die IG Kultur verstärktes Engagement, was sich unter anderem in der "Medienkonferenz Linz 1999" zeigte, die von der OÖ. Gesellschaft für Kulturpolitik in Kooperation mit der IG Kultur veranstaltet wurde. Das Projekt über eine Ausbildung für KulturarbeiterInnen wurde weitergeführt und Anfang 2000 eine Arbeitstagung abgehalten, um den Bedarf und die Wünsche der Szene freier Kulturarbeit in diesem Bereich festzustellen. Auch die Anzahl der Mitglieder konnte seit der Gründung der IG Kultur stark gesteigert werden: Waren es 1992 noch 108 und 1996 250 Mitglieder, so stieg diese Zahl im Jahr 2000 auf knapp 330 an.
In Bezug auf ihre Lobbyingarbeit für die autonome Kulturarbeit konnte die IG Kultur einen großen Erfolg erzielen: Staatssekretär Wittmann wurde zur bevorstehenden Steuerreform ein Forderungspapier zum Thema „Ausländersteuer“ übergeben, das die Einführung einer Bagatellgrenze und die Beschränkung der Bemessungsgrundlage auf Honorare beinhaltete. 1999 kam das Ministerium dieser Forderung nach und führte Erleichterungen für kleine VeranstalterInnen ein.
Die IG Kultur reagierte mit einem eigenen umfassenden kulturpolitischen Forderungskatalog, als sie nicht zur Mitarbeit am "Weißbuch“ zur Reform der Kulturpolitik eingeladen wurde. Seit 1997 wurden die Forderungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen autonomer Kulturarbeit – teilweise in Kooperation mit anderen Organisationen wie IG Freie Theaterarbeit oder Verband Freier Radios - erarbeitet und gesammelt und schließlich 1998 in der Publikation "Klimawechsel. Für eine neue Politik kultureller Differenz“ veröffentlicht.
Mit der gemeinsamen Forderung nach einer Sozialversicherung für KünstlerInnen kam es 1998 zu einer "institutionalisierten" Zusammenarbeit der verschiedenen Dachverbände in der Kulturpolitischen Kommission. Die Kulturpolitische Kommission verhandelte um die Einführung einer Künstlersozialversicherung nach dem Vorbild Deutschlands, die leider bis heute nicht verwirklicht werden konnte. Auch der eindrucksvolle "Umzug der Maroden“ vom 1. Juli 1998, eine KünstlerInnen-Demo, konnte daran nichts ändern.
In der bewegten Geschichte der IG Kultur gab es Hochs und Tiefs, hitzige Debatten über die Positionierung zwischen Service und kulturpolitischem Profil, viele Fortschritte und so manchen Rückschlag. Eines ist aber klar, wenn man das gesellschaftliche, politische und ökonomische Umfeld der freien Kulturarbeit, die wachsende Kulturfeindlichkeit und vor allem die aktuelle kulturpolitische Lage betrachtet: Eine starke Interessenvertretung im Kulturbereich wird auch in Zukunft wichtig sein. Organisationen wie die IG Kultur Österreich werden in den nächsten Jahren mehr denn je notwendig sein, um diesen Entwicklungen gezielt entgegenzusteuern.