Kulturpolitik

Versende postalisch ein Sperrfeuer von Hochglanzmagazinen, die auf jedem Kaffeetisch landen. Treffe Vorkehrungen für eine Schlagzeile in einer auflagenstarken Lokalzeitung. Belege im Vorhinein einen Platz in der Nachrichtensendung zur Haupt-Verdauungs-Sendezeit. Inszeniere einen Aufsehen erregenden Event im öffentlichen Raum. Organisiere eine objektive Meinungsumfrage, die die Popularität einer beliebigen Frage bestätigt, die Du gerade erfunden hast.
Seit zu Beginn der 90er Jahre von der „Repolitisierung der Kunst“ die Rede war, ist die Unterscheidung zwischen politischer und künstlerischer Praxis unter Anwendung althergebrachter Bewertungsgrundlagen immer schwieriger zu treffen.
Ein Vertreter jener Partei, die „die öffentliche Diskussion über kunstpolitische Fragen führen und fördern sowie für die Auseinandersetzung mit Kunst aktiv werben“ will, wählt als Forum für diese Auseinandersetzung den Boulevard und bedient dumpfe Reflexe, indem bei Kunst, die provoziert, an ihre Finanzierung erinnert und auf den Automatismus „Dafür zahlen wir nicht!“ spekuliert wird.
„Der Totalangriff hat gefruchtet!“, brüllte ORF-Sportkommentator Robert Seeger im Finale des Herren-Torlaufs der Olympischen Winterspiele 2006 in die Fernseh-Übertragung. Die nationale Schmach, ausgerechnet von italienischen Behörden des Missbrauchs verbotener Substanzen zur athletischen Leistungssteigerung angeklagt zu sein, schien mit dem rot-weiß-roten Dreifach-Triumph nachhaltig vergolten.
Zwischen Frühjahr und Sommer 2006 reist ein Schiff von Istanbul über das Schwarze Meer und die Donau bis Wien, um von den durchquerten Regionen und Orten künstlerische Beiträge von kritischen KünstlerInnen wie Zelimir Zilnik (Novi Sad), Róman Ondák (Bratislava) oder Renata Poljak (Vukovar) zu sammeln.
Die Podiumsdiskussion „15 Jahre IG Kultur. Was bleibt?“ zog nicht nur eine Bilanz über die letzten 15 Jahre österreichischer Kulturpolitik, schon in der Einstiegsrunde wurde der Begriff der „Kulturnation“ angerufen und in seinen Bedeutungen analysiert.
Jubel aller Orten über das Zustandekommen der neuen „Konvention zum Schutze und zur Förderung der kulturellen Vielfalt“ der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO). Allgemeiner Tenor ist, dass sie dazu geeignet sei, die Handlungsfähigkeit der staatlichen Kulturpolitik zu retten, die man schon den launischen Strömungen des liberalisierten Weltmarktes preisgegeben sah.
Der 6te Sinn, ein partizipatives Kulturprojekt organisiert von der IG Kultur Wien, hat ein Experimentierfeld mit hohen Ansprüchen eröffnet: Kulturinitiativen, KünstlerInnen, soziale Initiativen sowie Gewerbetreibende des sechsten Bezirkes sollten in einen Prozess der Auseinandersetzung versetzt werden. Die alte Losung von der „Kultur für alle“ sollte von einer Praxis der „Kultur von allen“ abgelöst und nicht der kleinste gemeinsame Nenner gefunden werden.
<p>Manchmal lohnt es sich, einen tiefen Blick in Bücher von Politikern und Politikerinnen zu werfen. Ende September war es mal wieder soweit. Josef Cap hat unter dem Titel "Kamele können nicht fliegen" eine umfangreiche Abrechnung mit der rechts-konservativen Wenderegierung seit 2000 vorgelegt. Der SP-Klubobmann versucht sich dabei in dem Nachweis, dass das System Wolfgang Schüssel seine Politik von Sozial- und Demokratieabbau hinter einer Vielzahl von medialen
Verwirrung macht sich breit in den Räumen der Online-Redaktion einer österreichischen Tageszeitung. In welches Ressort passt die eben eingetroffene Meldung von der Entführung einer Kuh aus dem Garten des Schloss Belvedere?
Ob man in Frauenkollektiven wohnt und Männer nur ab und an als Lustspender zu Gast bittet, ob man polymorph perverse Wunschverkettungen Hausgemeinschaften stiften lässt, ob die Lesbendreierehe mit adoptiertem Pinguin oder die Sultanin mit Männerharem zur gesellschaftlichen Normlebensform der Zukunft werden wird, das steht alles noch in den Sternen. Derweilen ist zumindest im Einflussbereich der großen patriarchalen monotheistischen Weltreligionen die heterosexuelle Ehe, die auf jeden Fall die Frauen auf strengste Monogamie verpflichtet, noch die triste Norm.
Lentos-Direktorin Rollig ist überzeugt, dass "Kunst ein Instrument ist, um die Welt und die Bedingungen des Lebens besser verstehen zu können". Diese Überzeugung spiegelt sich beispielsweise in Begriffen wie "Spurensuche", "Reflexion" bzw. "Selbstreflexion", "Milieustudien", und findet sich im Programm des Lentos auf vielen Ebenen wieder.